Oder sie bauen Songs auf Geräuschen auf, die sie im Wald oder an einem See aufgenommen haben. Mit derartigen Experimenten erschaffen Alpine Dweller einen einzigartigen Sound, der Elemente aus Klassik, Indie, Jazz und Folklore verbindet.
Nicht ganz freiwillig haben sich die beiden, die die Band 2015 mit Flora Geißelbrecht gegründet haben und mit dem Debüt-Album auf Tour in ganz Europa, aber auch in Nepal und Ägypten waren, bei „Native Fluorescence“ auf diese neue Arbeitsweise verlegt.
„Wir sind eine Live-Band“, erklärt Schinnerl im KURIER-Gespüräch. „Für das erste Album haben wir improvisiert. Was dabei zufällig entstanden ist, haben wir auf der Bühne zu Songs wachsen lassen, bis wir fanden, jetzt sind sie weit genug gereift. Wegen der Pandemie hatten wir für dieses Album aber nicht mehr die Möglichkeit, auf der Bühne zu improvisieren und Stücke dort reifen zu lassen. Wir wollten sie aber trotzdem so zufällig wie möglich gestalten und mussten die Zufälligkeit deshalb anders kreieren.“
Ein bisschen zäh und langsam gingen die Aufnahmen zu diesem Album voran, erzählt Karácsonyi. „Wir waren in der Pandemiezeit auch mental gebremst. Noch dazu sind wir dann zum Duo geschrumpft, weil Flora so viele andere Projekte und Engagements mit Orchestern hatte, dass sie sich diesem Album nicht voll widmen konnte. Aber all das hat uns auch die Möglichkeit gegeben, andere wunderbare Musiker aus Klassik und Jazz in ,Native Fluorescence‘ einzubinden.“
Die Natur und die Umwelt ist auf „Native Fluorescence“ ein wiederkehrendes Thema. „Sicher verarbeiten wir damit eine gewisse Sorge um den Planeten“, sagt Schinnerl. „Aber nicht konzeptuell, das ist kein aktivistisches Album. Es soll an die Umwelt erinnern. Unser Konzept ist anders: Es ist eine Reise zu verschiedenen Orten, die nicht leicht zugänglich sind, egal ob die auf der Erde oder in Gedanken sind – zum Beispiel die Tiefen des Meeres oder das All. Ich habe in meinen Gedanken oft versucht, zu imaginieren, wie es dort aussieht.“
Ein konkreter Ort, dem Alpine Dweller einen aus O-Tönen zusammengebastelten Track gewidmet haben, ist Kairo. 16 Tage lang haben sie dort im Rahmen eines Kulturaustausch-Programmes im Kulturforum gelebt und Konzerte gespielt. Noch lieber erinnert sich Schinnerl aber an die Zeit in Istanbul. „Weil es ein Kulturaustausch war, haben wir in der Botschaft gelebt und uns dort sehr wohl gefühlt. Das hat zu lustigen Begegnungen geführt, weil wir uns einmal nach einer durchzechten Nacht in der Küche gerade das Frühstück gemacht haben, während die Geschäftsleute für ihre Termine eingetrudelt sind.“
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