Albertina-Chef zu Kultur-Lockdown: "Alle sind verunsichert und deprimiert"

Schröder leitet das Haus bis Ende 2024
Museen in der Ostregion müssen von 1. bis 6. April schließen, danach Eintrittstests. Albertina-Direktor kritisiert mangelnde Differenzierung.

"Deprimiert über die Entscheidung und den Verlauf der gestrigen Pressekonferenz" zeigt sich Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder gegenüber der APA am Tag nach der Bekanntgabe der erneuten Schließung der Museen in der Ostregion von 1. bis 6. April. Die Gleichbehandlung mit dem Handel, die im Februar den Vorteil der Wiedereröffnung gebracht hat, wirke sich nun als Nachteil aus. Bei den geplanten Eintrittstests befürchtet er einen Besucherschwund.

Eintrittstests sollen laut Schröder nach Ende des Lockdowns auch in den Museen Voraussetzung für die Wiedereröffnung sein, wie ihm Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) angekündigt habe. Genauere Informationen gebe es jedoch noch nicht. Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) bezeichnete die Eintrittstests (auch im Kultur- und Sportbereich) am heutigen Donnerstag jedenfalls als einen Schlüssel "für fast alles".

Natürlich akzeptiere man die Entscheidung, auch die Museen erneut zu schließen, Schröder kritisiert jedoch die fehlende differenzierte Behandlung in Hinblick auf die "sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Wir werden in einen Topf geworfen mit IKEA und ähnlichen Häusern, die Anfang nächster Woche wohl eher zur Steigerung des Infektionsgeschehens beitragen werden als zur Senkung."

"So leer wie seit Jahrzehnten nicht"

Gleichzeitig seien die Museen im ganzen Land "so leer wie seit Jahrzehnten nicht", das wiederholte Auf- und Zusperren wirke sich "verheerend auch auf die Psychologie der Besucher aus". Nach jedem Lockdown habe man - auf ohnehin schon niedrigem Niveau - mit einem erneuten Rückgang um zehn bis 20 Prozent zu kämpfen. Durch die vorgeschriebene Kontingentierung aufgrund der 20-Quadratmeter-Regel sei nur ein "ganz geringer Tagesbesuch erlaubt", regelmäßig würden sich vor der Albertina und anderen Museen Warteschlangen von 100 bis 150 Metern bilden. Gerade in Häusern mit einem großen Angebot würden Besucher verständlicherweise länger im Haus verweilen, was zu Wartezeiten draußen führe. So komme man derzeit auf nur rund 600 bis 1.000 Besucher pro Tag. Durch die Öffnung der "Stadt und Land"-Ausstellung gewinne man nun nochmal einige hundert Besucher dazu, "das macht das Kraut aber auch nicht fett", so Schröder. Den offiziellen Startschuss hat man allerdings auf die Zeit nach dem Lockdown verschoben.

Grundsätzlich sei zu beobachten, dass "eher die jungen Menschen" bereit seien, sich vor dem Museum anzustellen, die älteren Besucher würden oft erst gar nicht kommen, was Schröder auf etwaige Verunsicherung zurückführt. So geht er auch davon aus, dass die geplanten Eintrittstests für ein erneutes Sinken der Zahlen sorgen werden. "Wenn schon Friseure über einen Einbruch von 50, 60 Prozent klagen, weil Kunden keinen Test vorlegen können oder wollen, wird das bei uns nicht anders sein."

Mitarbeiter werden getestet

Besucher-Testungen seitens der Albertina sind für die Zeit nach der Öffnung nicht geplant, lediglich für die Mitarbeiter, die schon in den vergangenen Monaten regelmäßig getestet wurden, werde man gemeinsam mit einem der Nachbarn rund um die Albertina eine Teststraße etablieren. Ob die Person, die am Eingang die Anzahl der Besucher dokumentiert, auch noch das Kontrollieren der mitgebrachten Testergebnisse übernehmen werde können, werde sich zeigen.

Unverständnis zeigt Schröder in Bezug auf die Regelung für Kirchen, "die ja gerade jetzt zu Ostern wohl stärker frequentiert werden als im restlichen Jahr". Skeptisch ist der derzeitige Vorsitzende der Bundesmuseenkonferenz auch in Hinblick auf das Zeitfenster des Lockdowns. Der 1. April sei "sehr spät, die Öffnung möglicherweise zu früh", so Schröder. Die Sorge um die Entwicklung ist ihm deutlich anzuhören: "Die Erholung der Kulturbranche zögert sich immer weiter hinaus und wird immer mehr erschwert. Das verunsichert und deprimiert alle."

Bereits reagiert hat u.a. das Wiener Dom Museum, das in einer Aussendung auf seine zahlreichen Online-Angebote verweist. So steht am 1. April, dem ersten Lockdown-Schließtag, der Online-Rundgang "Tod, Schmerz und Hoffnung im Spiegel der Kunst" auf dem Programm. Passend zu den Osterfeiertagen widmet man sich ab 18 Uhr dem Leidensweg Jesu, der "quer durch die abendländische Kunstgeschichte Anstoß zur künstlerischen Auseinandersetzung mit existenziellen Themen wie Schmerz, Tod, Liebe und Trauer" gab.

Auch im Leopold Museum ist man von den neuerlichen Vorgaben betroffen und hat bereits an diesem Sonntag (28. März) den vorläufig letzten Öffnungstag. Da man in Pandemiezeiten Montag und Dienstag ohnedies geschlossen hat, hätte man vor der neuerlich erzwungenen Schließung mit 1. April lediglich am Mittwoch (31. März) öffnen können, worauf man nun verzichtet, hieß es gegenüber der APA. Die gute Nachricht: Die beiden aktuellen Ausstellungen zu Emil Pirchan und "Inspiration Beethoven" konnten bis 6. Juni verlängert werden, die "Menschheitsdämmerung" bis 24. Mai. Für den Museumsfreund besteht also noch Hoffnung.

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