BluesSoulJazzFunk und viele schnelle Töne eines Effekthascherls

Al Di Meola: Auf der Gitarre Geschwindigkeitsrekordhalter
Am Sonntag spielte Al Di Meola im Rahmen des Jazz Fest in der Staatsoper.

Zuerst mischt Sonntag eine Stimmungskanone mit Supersoulfood die Staatsoper beim Jazz Fest Wien auf: Cody Chesnutt, der Stahlhelmtyp mit dem energetischen BluesSoulJazzFunk, singt unter anderem über seine Befreiung von der Crack-Sucht, kredenzt vor allem Kostproben aus seinem Album "Landing On A Hundred" und überspielt kleine Pannen gekonnt mit seiner Mitsing- und Mitklatschanimation des Publikums.

Supergitarrist Al Di Meola startet mit "Azzura", geschrieben 1995 für Paco de Lucia, und kehrt dann allzu deutlich hervor, dass er weiß, wie super er ist. Aber die Demonstration der Hochgeschwindigkeitszupferei mit dem affektiert hingepfefferten Schlussakkord nach jeder Nummer ist dann gar nicht so super. Dem Mann hängt offenkundig seine Return-to-Forever-Phase der 70er-Jahre nach. Beatles-Songs wie "Eleanor Rigby" – aus dem Tribute-Album "All Your Life" – sind live mit einem ungarischen Streichquartett zusätzlich zu Piano und Schlagzeug überinstrumentiert und überarrangiert.

Das Effekthascherl zeigt sich sogar in den Solo-Passagen, in der die akustische Gitarre für alle möglichen Verfremdungen herhalten muss. Al Di Meola ist ein Virtuose der Oberliga, keine Frage. Aber warum muss er uns das ununterbrochen fingerdick aufs Brot schmieren?

KURIER-Wertung:

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