Ai Weiwei macht Kunst für den Baumarkt

Ai Weiwei macht Kunst für den Baumarkt
Der chinesische Künstler bietet bei der Hornbach-Kette Warnwesten an - mit dem Aufruf, sie zweckzuentfremden.

Ai Weiwei ist vieles: Als Dissident, Regimekritiker und prominenter Ankläger des Flüchtlingsleids machte der 1957 geborene Chinese in den vergangenen Jahren oft Schlagzeilen. Bei der Firma Hornbach, die den Künstler für eine Kooperation gewinnen konnte, firmiert Ai nun aber schlicht als "Künstler, Tischler und Kurator".

Für die Baumarktkette kreierte der Chinese ein neues "Originalwerk", das allerdings auf ein früheres Werk Ais aus den 1980er Jahren Bezug nimmt. Dass handelsübliche, massengefertigte Objekte zweckentfremdet und neu arrangiert werden, gehört zur Standard-Praxis Ais - bekannte Werke entstanden u.a. mit Legosteinen, Fahrrädern, Schulrucksäcken oder Schwimmwesten. Nun gibt der Künstler dem Publikum lediglich eine Bauanleitung in die Hand, um mit Sicherheitswesten und Stäben - natürlich aus dem Sortiment des sponsornden Unternehmens - eigene "Kunstwerke" zu schaffen.

„Safety Jackets Zipped the Other Way“ ist ein Werk, das sich mit dem Konzept des Readymade befasst. Beide Installationen bestehen ausschließlich aus Materialien, die man in einem Baumarkt findet oder die von Bauarbeitern verwendet werden. Das einfache Zusammenzippen der Warnjacken – mehr ist es nicht – zerstört die ursprüngliche Bedeutung dieser sehr gut designten Jacken und transformiert sie zu etwas anderem", wird Ai auf der Projektwebsite zitiert.

"Ich hoffe, dass alle Freude an diesem Werk haben und nicht zu viel Geld ausgeben müssen um sagen zu können „Ich besitze ein Originalwerk von Ai Weiwei“, sagt der Künstler, der nach einer Zeit in Berlin unlängst nach Cambridge übersiedelte. Die einst sehr wertschätzende Beziehung zwischen Ai und der deutschen Szene war da schon deutlich abgekühlt - Ai lästerte in Interviews zuletzt über Berlin ab, die deutsche Kritik hielt ihm insbesondere seine Parteinahme für Flüchtlinge als nicht geschmackssicher (Stichwort: "Betroffenheitskitsch") vor. 

So ist das Baumarkt-Projekt nun dezidiert unpolitisch geraten, und die kooperierende Kette freut sich über gute Presse. Das Verhältnis zwischen Ai und dem Kommerz war nicht immer so friktionsfrei gewesen - als der Künstler 2015 noch eine große Zahl Lego-Steine bestellen wollte, um daraus Porträts verschwundener chinesischer Studenten zu fertigen, wurde ihm das Material verweigert, der dänische Konzern wollte sich nicht politisch hinauslehnen. Ai griff schließlich auf Lego-Crowdfunding zurück.

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