Adolf Loos im MAK: Radikalo und Rebell – aber zugleich Traditionalist

Adolf Loos im MAK: Radikalo und Rebell – aber zugleich Traditionalist
„Adolf Loos. Privathäuser“ (ab heute bis 14. März) im MAK.

Er entfesselte einen Krieg gegen das Kunstgewerbe der Wiener Werkstätte, bekämpfte den Ringstraßenstil, Jugendstil und die Anfänge der Wiener Secession und verhöhnte die Wiener Küche, deren Knödelkultur ihm gegen Magennerven und Geschmack schien.

In Brünn geboren, war er sehr wienerisch und gab sich als von der englischen Lebensart geprägter Dandy: Adolf Loos (1870–1933), einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne in der Architektur, kämpfte für das Schöne, für das Wahre, vor allem für das Richtige und trat auf als Fanatiker der reinen Vernunft auf dem Gebiet der modernen Wohn- und Lebenskultur. Verhasst war ihm das Unzweckmäßige, das Ornamentale in der Baukunst seiner Zeit.

Adolf Loos im MAK: Radikalo und Rebell – aber zugleich Traditionalist

Ornamentehasser

Schon mit seiner ersten größeren Arbeit, dem kargen Café Museum, provozierte er einen kollektiven Aufschrei des Entsetzens in der schnörkelgewohnten Gesellschaft.

Loos hat in 35 Jahren mehr als 60 Villen und 56 Wohnungseinrichtungen entworfen. Die Ausstellung „Adolf Loos. Privathäuser“ (bis 14. 3.) in der Schausammlung Gegenwartskunst im MAK am Stubenring 5 zum 150. Geburtstag des Visionärs und Provokateurs am 10. Dezember präsentiert seine sehr eigenständigen Bauten für wohlhabende private Auftraggeber in 20 Modellen, 70 Zeichnungen und 70 Fotografien aus dem Archiv der Albertina.

Wobei uns Loos in seinem Denken als Rebell erscheint, sich paradoxerweise zugleich aber als Traditionalist erweist, sobald es gilt, die „alten Werte“ des Handwerks und der häuslichen Geborgenheit zu wahren.

„Das Haus hat allen zu gefallen. Zum Unterschiede zum Kunstwerk, das niemandem zu gefallen hat“, postulierte er 1910. „Das Kunstwerk will die Menschen aus ihrer Bequemlichkeit reißen. Das Haus hat der Bequemlichkeit zu dienen. Das Kunstwerk ist revolutionär, das Haus konservativ.“

Adolf Loos im MAK: Radikalo und Rebell – aber zugleich Traditionalist

Eine als „Raumplan“ bezeichnete Gliederung des Bauvolumens zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk, bereits 1909 im berühmten Geschäftshaus der Herrenausstatter Goldman & Salatsch – bekannt als „Looshaus“, einst als „Haus ohne Augenbrauen“ verspottet – am Michaelerplatz realisiert.

Außerdem angewandt in den meisten der zwischen 1910 und 1930 errichteten Einfamilienhäuser: So zählen u. a. das Heim für den Fabrikanten Hugo Steiner und seine Frau Lilly, das erste Terrassenhaus in Mitteleuropa für den Rechtsanwalt Gustav Scheu in Wien Hietzing, die Häuser für den Dadaisten Tristan Tzara (1925/’26), die Sängerin und Tänzerin Josephine Baker (Entwurf nicht verwirklicht) in Paris (1927), den Baumeister František Müller in Prag (1928–1930) und den Textilfabrikanten Hans Moller in Wien (1927) bis heute weltweit zu den bedeutendsten Einfamilienhäusern des 20. Jahrhunderts.

Bei diesem fein ausgeklügelten „Raumplan“-System weisen die in verschiedenen Niveaus liegenden, aber an kein durchgehendes Stockwerk gebundenen Räume eines Hauses je nach Zweck und Größe unterschiedliche Höhen auf. Innerhalb des auf das Äußerste genutzten Baukörpers ergeben sich dadurch variationsreiche Raumerlebnisse.

Nicht zu vergessen Loos’ Ideen zum Siedlungshaus für Wien 1921: Es „hat vom Garten aus entworfen zu werden, denn ... der Garten ist das Primäre, das Haus das Sekundäre.“

Auch am Kreuzberg in Payerbach, wo sich einst der Wiener Industrielle Paul Khuner ein Landhaus errichten ließ (heute Hotel und Restaurant), zitiert man gern Loos: „Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne.“

Weitere neue MAK-Ausstellungen: „Frech und frei! Die Invasion verborgener Objekte“, „100 Beste Plakate 19. Deutschland Österreich Schweiz“ und „Antonia Rippel-Stefanska. Einer glänzt weniger“. Ab Mittwoch: „Sheila Hicks. Garn, Bäume, Fluss“; heute und morgen freier Eintritt im MAK.

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