Abgesang auf die K.-u.-k.-Monarchie
Hans Karl – ein kleiner Bub, aber schon ein "Erlaucht", denn der Papa ist Baron, und die schöne Mama ist eine Gräfin – sagt zu seiner Schwester: "Glaubst, wir g’hörn auch einmal dazu?"
Er zeigt auf die vielen Gäste im Haus, die Musik hören und lachen und tanzen.
"Aber natürlich!", antwortet die Schwester. "Das geht immer so weiter, immer und ewig! Was soll denn da schon groß passieren?"
1890 war das. Ist ja alles selbstverständlich. Die Schlösser, der Luxus. War ja alles von Gott so gewollt.
Das sind die ersten Takte von Franz Winters Abgesang auf die K.-u.-k.-Monarchie. Dazu ein Walzer, denn immer wieder wünscht jemand "Dorfschwalben aus Österreich" von Josef Strauss zu hören.
Vorgeschichte
"Die Schwierigen" heißt der Roman, der durch drei Jahrzehnten wirbelt bis 1919, und dann steht da der nun schon 40-jährige "Erlaucht" – der Bub vom Anfang – mit Frack und Zylinder und Schal auf dem Michaelerplatz und wirkt nicht mehr so toll, sondern wie ein Clown.
Einen trefflichen Ton schlägt Winter an, der auch Schauspieler ist und Regisseur. In den 1970ern spielte er im Burgtheater in Hofmannsthal "Der Schwierige" mit. Sein Roman zeigt die Vorgeschichte, als diese Gesellschaft noch Macht hatte. Selbst in der Sprache gab es Hierarchie. Das vorzuführen, war Franz Winter das Wichtigste: Kein Untergebener durfte die Herrschaft direkt ansprechen.
Deshalb: "Befehlen, den Wagen vorfahren zu lassen?"
Dem Titel entsprechend schwierig waren die Aristokraten insofern, weil sie so resistent waren gegen Verantwortungspflicht; und die Signale nicht hörten – Mayerling, Aufmarsch der Sozialdemokraten, Ermordung der Kaiserin ...
Hier ein Duell, da ein Glas Dom Pérignon, und das ergibt dann ein ganzes Drama, von dem zwar nicht unbedingt behaupten werden kann, man habe Neues gelesen bzw. erfahren. Aber das Altbekannte kam sehr deutlich und mit Stil – im Gegensatz zu den hier Porträtierten hat Franz Winter Stil.
Franz Winter:
„Die Schwierigen“
Braumüller Verlag.
267 Seiten.
24 Euro.
KURIER-Wertung: ****
Kommentare