Große Österreicher, die das Land verlor

ARCHIV - Der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Stefan Zweig, geboren am 28. November 1881 in Wien, verstorben durch Selbstmord am 23. Februar 1942 in Rio de Janeiro in Brasilien (undatiertes Archivfoto). Am Dienstag (28.11.2006) jährt sich der Geburtstag des Schöpfers meisterlicher Novellen zum 125. Mal. - nur s/w - (zu dpa-Korr. "Der Meister-Novellist: Vor 125 Jahren wurde Stefan Zweig geboren" vom 27.11.2006) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Einige der bedeutendsten österreichischen Künstler waren ab März 1938 auf der Flucht und im KZ.

Einige der bedeutendsten Künstler und Wissenschafter, die Österreich hervorgebracht hat, verließen vor 75 Jahren, nach Hitlers Einmarsch, fluchtartig das Land, um ihr Leben zu retten. Ob Stefan Zweig oder Franz Werfel, ob Sigmund Freud oder Max Reinhardt, ob Hermann Leopoldi oder Robert Stolz – sie alle hinterließen eine Leere, von der sich Europa nie ganz erholte.

In Amerika sah man den Zuzug großer Persönlichkeiten als Chance, wie dem New Republican Magazine nach Ankunft der Emigranten zu entnehmen war: „Diese Männer und Frauen sind Künstler und Wissenschafter auf hohem Niveau. Wir sollten Hitler danken, dass er uns diese Bereicherung zuteil werden ließ. Thank you, Hitler!“

Freud wurde Engländer

Sigmund Freud ging nach London und wurde wie ein Held empfangen. Er starb als britischer Staatsbürger.

Rund 20 gebürtige Österreicher wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, aber viele waren keine Österreicher, als sie ihn erhielten. Sie gingen vielmehr wie die Chemiker Max Perutz und Walter Kohn und der Arzt Eric Kandel als Amerikaner in die Geschichte ein. Oder als Engländer wie der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti.

Schriftsteller hatten es im Exil besonders schwer, da sie in einer ihnen fremden Sprache schreiben mussten. Stefan Zweig verkraftete das nicht und beging 1942 gemeinsam mit seiner Frau in Brasilien Selbstmord. Im Exil starben auch Franz Werfel, Josef Roth, Franz Molnár, Robert Musil, Ödön von Horvath. Und Anton Kuh, der 1941 in New York einem Herzanfall erlag, nachdem er einen Vortrag mit dem Titel „Wie überleben wir Hitler?“ gehalten hatte.

Beruflich etwas leichter war es in der Fremde für Maler wie Oskar Kokoschka und Musiker wie Emmerich Kál-mán und Robert Stolz, der Wien verließ, obwohl er den „Rassengesetzen“ der Nazis entsprochen hätte. Von Propagandaminister Goebbels zur Rückkehr aufgefordert, schrieb Stolz aus den USA: „Ich möchte gerne wieder in meiner Heimat komponieren, aber erst, wenn es ein Trauermarsch für Hitler ist.“

Auch die Schauspieler Fritz Kortner, Ernst Deutsch, Hans Jaray und die Kabarettisten Hermann Leopoldi und Karl Farkas lebten damals fern der Heimat. Billy Wilder, Otto Preminger und Fred Zinnemann, die als Regisseure Hollywood eroberten, dachten 1945 nicht daran, nach Österreich zurückzukehren.

Nicht allen Prominenten gelang die Flucht. Fritz Löhner-Beda, der Librettist Franz Lehárs, wurde in Auschwitz ermordet. Das gleiche Schicksal ereilte die Kabarettisten Fritz Grünbaum, Jura Soyfer, Peter Hammerschlag und Paul Morgan.

Kommentare