30 Jahre "Rock Me Amadeus": Falcos "Songs waren verdammt gut"

Falco im Video zu "Rock Me Amadeus"
Die Geschichte des Falco-Songs "Rock Me Amadeus" – neu visualisiert.

30 Jahre ist’s her: Im März 1986 erreichte die Single "Rock Me Amadeus" Platz eins der US-Billboard-Charts sowie der britischen Top 40. Das Mozarthaus Vienna erzählt zum Jubiläum in einer Ausstellung "The Story" – so der Untertitel – vom Davor, Danach und Drumherum rund um die schillernde Kunstfigur Falco. Kurator Edek Bartz erinnert sich an die turbulente Zeiten.

KURIER: 30 Jahre "Rock Me Amadeus". Was löst das aus bei Ihnen?

Edek Bartz: Es haut mich um. Das war doch erst gestern! Zuerst musste ich den Schock überwinden, dass das schon so lange her ist. Ich hatte den Teil meines Lebens schon vergessen. Aber als ich die Videos wieder sah und die Musik hörte, war ich überrascht: In meiner Erinnerung war es nicht so gut, wie ich es jetzt empfinde. Wie gut die Songs immer noch sind.

Und ihrer Zeit voraus waren?

Ja. Was ich damals nicht gespürt habe. Meist wird ja in der Erinnerung alles verklärt und erscheint besser als die Realität. Aber die Falco-Songs waren schon verdammt gut.

Viele junge österreichische Bands berufen sich heute wieder auf Falco.

In den letzten zehn Jahren hatte ich nicht das Gefühl, dass da noch großes Interesse an ihm ist. Aber plötzlich hat er wieder ein großes Comeback in der Musik. Teenager-Mädchen in New York hören auf Partys wieder Falco. Eagles of Death Metal spielten am Beginn ihrer Show in Wien "Rock Me Amadeus". Den Song kennt man weltweit. Und das wird bleiben wie nur bei den ganz großen Songs.

Es gab Falco, die provokante, polarisierende Kunstfigur, und Hans Hölzel. Wer war stärker?

Irgendwann war die Falco-Figur stärker. Das war auch sein Drama. Er war dann zu stark Falco. Und um das zu überstehen, muss man auch ganz andere Kräfte entwickeln. Und die hatte er irgendwann nicht mehr.

Sie haben Falco gut gekannt. Wie war er?

Sehr intelligent, sehr clever. Ich habe ihn als großes Talent schätzen gelernt. Er hat den deutschen Rap erfunden. Und er hat seine Karriere sehr klar inszeniert. Sein Problem war der Druck, Erfolge produzieren zu müssen.

Sie haben die Bühnenshow vorbereitet und waren mit ihm auf Japan-Tournee. Wie war’s?

Ich war mit ihm bis 1986 zusammen, zuletzt in Japan. Das haben wir gerade noch geschafft. Aber da war mir schon klar, dass er körperlich nicht mehr imstande war, noch eine weitere Tournee durchzustehen.

Für die Japaner war Falco ...

... perfekt. Der Dandy und Mozart – perfekt. Er bekam dort von den Fans viele Geschenke. Spielzeug für seine Tochter. Damenunterwäsche. Aber die war nicht für ihn, sondern für seine Frau. In Nagoya ging er auf die Bühne. Die Band spielte, Jubel. Die Show sollte beginnen. Plötzlich dreht er sich um und geht wieder raus. Was ist los? Er sagt: "Ich kann nicht auftreten. Ich habe Visionen. Ich sehe lauter Falcos vor mir." Aber das waren nur die Fans, die sich die Haare geglättet und Ray-Ban-Brillen aufgesetzt hatten. Und Falco erschrak, lauter Kopien von sich zu sehen.

Sie haben in Falcos Villa in Gars am Kamp Exponate für die Schau im Mozarthaus ausgesucht. Wie sieht es dort aus?

Spooky. Im Haus ist alles im Originalzustand, alles steht auf dem Platz, wie er es verlassen hat. Da ist sein Musikzimmer mit den goldenen Schallplatten, den Gitarren, dem Verstärker, den Utensilien seines Musiklebens, ein Brief von Tina Turner und Fotos von Menschen, die ihm wichtig waren, wie Wolfgang Bauer, H. C. Artmann und Vivienne Westwood.

Und was bleibt von Falco?

Die Musik, die Figur, das Kotzbrocken-Image und der charmante Bursch. Das genügt. Die Jungen kopieren ihn, was zeigt, dass die Sache sehr stark und sehr gut war, sonst wär’s nicht so weit gekommen.

Falco – ein Mythos wie Oskar Werner und Romy Schneider?

Er ist sicher einer der ganz wenigen Österreicher, die auch diesen Status erreicht haben. Mehr kann man nicht werden.

Info:

"Rock Me Amadeus.The Story" (9. März bis 16. Mai), eine Sonder- ausstellung in Kooperation mit der Falco Privatstiftung im MozarthausVienna, 1., Domgasse 5 www.mozarthausvienna.at

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