"25": Adele sehnt sich nach ihrer Jugend

Adele benennt ihre Alben immer nach dem Alter, in dem sie war, als die Songs entstanden sind. Deshalb erscheint jetzt „25“ und nicht „27“.
Adele veröffentlicht nach vierjähriger Baby-Pause heute, Freitag, ihr neues Album "25".

Immer wenn Adele mit einem neuen Album beginnt, kauft sie zuerst ein Notizbuch und schreibt ihr Alter auf die erste Seite. "25" steht in dem Buch, in dem alle Ideen zum Nachfolger ihrer mehr als 30 Millionen Mal verkauften Erfolgs-CD "21" zusammen gefasst sind. Heute, sechs Monate nach Adeles 27. Geburtstag, erscheint "25".

Der Grund für die Verzögerung: Nach dem Durchbruch mit Hits wie "Rolling In The Deep" und "Someone Like You", die die Londonerin in die selbe Liga wie Whitney Houston und Madonna katapultierten, kam Adele "das Leben" dazwischen: Ihr Partner Simon Konecki, ihr dreijähriger Sohn Angelo. Und eine Schreibblockade.

Es war diese absolute Offenheit über ihren damaligen Liebeskummer, die Adele in die Songs von "21" gepackt hatte, die die Öffentlichkeit an diesem Album so liebte. Doch als Mutter, erklärte sie der britischen Tageszeitung Guardian den Grund für die Schreibblockade, tat sie sich schwer, zu dieser Offenheit zurückzukehren. "Meine Welt dreht sich nicht mehr nur um mich. Ich bin jetzt für jemand anderen verantwortlich."

Ungestüm

Obwohl Adele deshalb eine erste Version von "25", die voriges Jahr erscheinen sollte, weggeworfen hat, ist in dem fertigen Werk doch immer noch ein mehr intellektueller denn emotionaler Zugang zu spüren. Die Britin reflektiert in den Texten über den Abschied von der ungestümen, sorglosen Jugend, über Bilder und Erinnerungen aus der Vergangenheit. Dazwischen erklärt sie ihrem Sohn in der Klavier-Ballade "Remedy", wie sie ihm immer zur Seite stehen wird, und in "Miss You" ihrem Freund, wie wichtig ihr die intimen Stunden mit ihm sind.

Letzterer ist einer der wenigen Songs, die aus dem Balladen/Power-Stimme-Schema von "25" fallen und mit Anklängen an Lorde auf Perkussion basieren. Zumeist aber hat sich Adele dem Pop verschrieben und von den souligen und vom R&B beeinflussten Sounds der vorigen Alben verabschiedet.

So überwiegen langsame oder Midtempo-Songs, die ihre ausdrucksstarke Stimme in den Vordergrund rücken. Das große Plus dabei: Nur selten sind die in erwartbare, mit Streichern breit ausgewalzte Arrangements gepackt. Mystische Elektronik oder eine Hammond-Orgel, jazzige Untertöne und Gospel-Elemente mischen sich in die Instrumentierung – sachte und sanft, interessant und anders, aber nie plakativ experimentell.

Dazwischen ist "Million Years Ago" eine Gitarren-Ballade mit Folk-Elementen und "Send Me Love (To Your New Lover)" eine fröhlich swingende Pop-Nummer, die man Adele so nicht zugetraut hätte. Alles in allem ein würdiger Nachfolger für "21" – dem ein bisschen mehr Drive zwischendurch nicht geschadet hätte.

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