100 Jahre Frauen-Kunststudium: Fehlt ihr der schöpferische Geist?

100 Jahre Frauen-Kunststudium: Fehlt ihr der schöpferische Geist?
Seit 100 Jahren dürfen Frauen Kunst studieren. Mit welchen Argumenten das jahrzehntelang verhindert wurde.

1872 machten sich die Professoren der Akademie der bildenden Künste Wien Sorgen. Die jungen Studenten seien so unreif und würden die Frauen möglicherweise belästigen, hieß es in einem Gutachten. „Das Unterrichtsministerium wollte damals von den Kunst-Professoren wissen, was sie davon hielten, Frauen zum Studium an der Akademie zuzulassen“, erzählt Eva Schober. Natürlich lehnte man ab.

Der Hintergrund: Damals hatte eine grundsätzliche Diskussion zum Frauenstudium eingesetzt. In Sachen Kunststudium sollte es bis 1920 dauern. Schober, die Archivarin der Akademie, hat jetzt Verwaltungsakten sowie Studentenlisten im Lichte des runden Jahrestags studiert, kennt Namen und familiären Hintergrund all jener Frauen, die es 48 Jahre (sic!) nach dem ersten Vorstoß endlich doch an die Akademie der bildenden Künste geschafft hatten.

Im Interview mit dem KURIER erzählt sie von den Argumenten der honorigen Professoren, die heutzutage bestenfalls skurril wirken. Im Gutachten vom 17. April 1872 etwa ist nachzulesen: Andererseits verkennt die Akademie keinesweges die Berechtigung des weiblichen Geschlechtes sich der Kunst zuzuwenden. In der Landschaft, Blumen und Portraitmalerei hat schon manches Fräulein nicht unbedeutendes geleistet. „Damals war man der Meinung, Frauen wären eher für niedriger Kunstfächer geeignet. Im Gegensatz dazu war die religiöse und Historien-Malerei den Männern vorbehalten“, erklärt Schober.

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