073004488 wird zwei Mal entdeckt

Schweizer Verschwörung: Martin Suter kommt nach Wien
Zwei Schweizer Geldscheine mit gleicher Nummer. Daraus lässt sich ein Thriller machen.

Bei einem informellen Apéro treffen einander der CEO der GCBS und der Präsident der SBA, wobei der CEO seine tiefe Bräune der Sonnenbank seines eigenen Home Gym verdankt.

Es ist nicht der gesamte Roman in solch einem Ton geschrieben.

HWGG. (Haben wir Glück gehabt.)

Aber zwischendurch tut sich der Autor halt nicht viel an, um Wohlklänge zu erzeugen.

"Montecristo" will nicht vortäuschen, etwas Besonderes zu sein. Er ist, was er ist. Ein Schweizer Thriller, der Angst macht – was allerdings nicht allzu schwierig zu erreichen ist, weil einem die Banken und die Börsen und die Gier sowieso ständig Angst machen.

Was für ein Zufall! Der Journalist Jonas Brand schaut seine letzten verbliebenen zwei Hundertfrankenscheine genauer an – die Seriennummer ist ident.

073004488.

Gibt’s denn so was?

Wie wichtig Journalisten sind, sieht man auch daran: Er sitzt zufällig im Zug nach Basel, als ein Mord an einem Börsenhändler geschieht, und weil Jonas Brand immer seine Videokamera dabei hat, filmt er die Fahrgäste mitsamt Mörder.

Ich sag’ nur: rote Haare!

18 Paletten

Das Unglaubwürdige muss anfangs sein. Sonst könnte der neue Roman des Bestsellerautors Martin Suter zusperren, sozusagen.

Danach aber wird "Montecristo" halbwegs nachvollziehbar.

Suter hat sich von der Schweizer Finanzverwaltung beraten lassen.

Theoretisch scheint das tatsächlich irgendwie möglich: Die größte Schweizer Bank – GCBS – hat sich mit russischen Papieren verspekuliert und Milliarden verloren. Heutzutage ist es ausgeschlossen, dass der Staat (noch) eine Bank rettet.

Deshalb hat der GCBS-Chef den Leiter der Schweizer Gelddruckerei dazu bewegen können, exklusiv ein paar zusätzliche Paletten zu produzieren.

Pro Palette 48 Millionen Franken.

18 Paletten allein für die GCBS. Sie werden in ein eigenes Lager gebracht.

Weiß die Bankenaufsicht (= SBA) Bescheid?

Und die Schweiz?

Neue Nummern würden bei der automatischen Kontrolle auffallen. Die Doppelnummerierung fällt nicht auf – außer einem Journalisten, bei dem alles unternommen wird, um ihn (und seinen Freund, einen ... Journalisten!!!) zum Schweigen zu bringen.

Kreuzkümmel

073004488 wird zwei Mal entdeckt
buch

Erfreulich ist das Lammcurry-Rezept ab Seite 80. Wahrscheinlich ist es Martin Suter von seinem früheren Roman "Der Koch" (2010) übrig geblieben.

Unbedingt ein Viertel Teelöffel Kreuzkümmel verwenden!

Und erfreulich ist, dass er seine müde Serie um den verarmten Adeligen Allmen nach vier Krimis pausieren lässt.

Denn "Montecristo" befriedigt Verschwörungstheoretiker aufs Schönste.

Martin Suter, der nächste Woche 67 wird, kommt am 10. März nach Wien ins Akademietheater. Das große Interview mit ihm lesen Sie im Sonntags-KURIER.

KURIER-Wertung:

INFO: Martin Suter: „MontecristoDiogenes Verlag. 320 Seiten. 23,80 Euro. Erscheint am kommenden Mittwoch.

Kommentare