Zerbeißen

Zerbeißen
Die Geschichte von den Austern
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Postferialer Gesprächsfetzen am Nachbartisch beim Vorstadtwirten: „Gestern hab’ i zum ersten Mal Austern ’gessen – na, ka schlechte G’schicht.“
Austern isst man entweder im hiesigen Restaurant, wenn man zeigen muss, von Welt zu sein und es sich  leisten zu können. Oder im Urlaub in einer  kroatischen Konoba  oder beim Schalentierverkäufer an der bretonischen Küste – um einen vergleichsweise Spott. Wobei man sich a) vom Traum der vorzufindenden Perle verabschieden sollte und b) nicht in die Schale beißen, sondern sie vorher öffnen (lassen) sollte.
Und ja, die Auster lebt noch.  Dem Autor dieser Zeilen widerfuhr einmal nach dem Verzehr von einem Dutzend oder mehr himmlischer Huitres an einem französischen Hafenbecken eine Nacht jenseits jeder Beschreibung – und die Zimmerwirtin wiegte am Morgen den Kopf: „Il faut crocher les huitres – man muss die Austern zerbeißen!“
Nach dem Schlürfen, vor dem Schlucken. Schluck! - Aber schon a G’schicht.

andreas.schwarz@kurier.at

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