Von Kongressen, Konkursen und Kondomen

Wolfram Kautzky
Kolumne "Wortklauberei": Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

„Sind Sie prae- oder konservativ?“

Mit Fragen wie dieser pflegte Wolfgang N. in seinen Jugendtagen harmlose Passanten zu verschrecken. (Mittlerweile honoriger Hofrat, führt N. mit Fragen wie „Ist die Beugehaft in orthopädischer Hinsicht noch aufrechtzuerhalten?“ schon die feinere Klinge.)

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Die Jugendsünden von N. geben immerhin den Anlass, die in vielen Fremdwörtern vorkommende Vorsilbe ko(n)- einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Diese Vorsilbe leitet sich von lateinisch co(n)- ab und hat zwei unterschiedliche Bedeutungen: Fallweise bringt sie eine Verstärkung zum Ausdruck (konservativ = starr festhaltend, konstant = völlig unveränderlich, konsterniert = gänzlich fassungslos), meist aber weist sie auf ein „zusammen-“ hin: der Kongress (Zusammenkommen), der Konsens (Übereinstimmung) und der Konkurs (das Zusammenlaufen der Gläubiger) sind nur drei von zahllosen Beispielen.

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Auch in der zivilen Luftfahrt hat die Vorsilbe con- ihre Spuren hinterlassen. Das aufgrund seiner spitzen Nase berühmte Überschallflugzeug Concorde, das zwischen 1976 und 2003 im Einsatz war, verdankt seinen Namen dem Umstand, dass die Erzfeinde Frankreich und England erstmals in ihrer Geschichte miteinander ein Flugzeug entwickelt hatten. Das in beiden Sprachen ähnlich klingende Wort Concord(e) = „Eintracht“ sollte den Aspekt der Gemeinschaftsproduktion hervorheben.

Der entsprechende lateinische Begriff heißt concordia, sein Gegenteil discordia (das bedeutet Zwietracht). Wer viel auf Österreichs Autobahnen unterwegs ist, weiß übrigens vielleicht, dass Discordia auch der Name einer internationalen Spedition ist. Fragt sich nur, was uns das Unternehmen mit dieser Firmenbezeichnung sagen möchte.

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Aber aufgepasst, es gibt auch falsche Freunde: Zum Wort Kondom (womit wir wieder bei der einleitenden Frage wären) gibt es viele umstrittene Herkunftstheorien; fest steht nur, dass es mit der Vorsilbe kon- nichts zu tun hat. Obwohl das, besonders hinsichtlich der erwähnten Verstärkungsfunktion, ja nicht einmal ganz unpassend wäre.
 

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