Zum Umgang mit Titeln wird z.B. festgehalten: „Bei Titeln von nicht-binären Personen kann auf deren Wunsch … ein hochgestelltes x verwendet werden.“ SCx ist also eine nicht-binäre Sektionschefperson, GLx eine nicht-binäre Gruppenleiterperson und ALx eine nicht-binäre Abteilungsleiterperson. Was der geneigte Leser noch erfährt: Auf Zusammensetzungen mit -kraft (z.B. „Arbeitskraft“) ist zu verzichten, da diese „aufgrund der sprachlichen Ent-Personifizierung als diskiminierend empfunden werden“. Erhellende Erkenntnis: Im Ministerium soll auf Kraft-Ausdrücke verzichtet werden.
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Leser Kurt S. fragt: „Können Sie mir erklären, warum neuerdings in einigen Medien nicht mehr von Flüchtlingen, sondern von Geflüchteten die Rede ist?“ Dazu kann Ihr Wortklauber nur Mutmaßungen anstellen. Die deutsche Nachsilbe -ling wird von Sprachpolizisten öfters als pejorativ, also abwertend, eingestuft (Günstling, Sträfling etc.). Doch was ist mit Wörtern wie Täufling oder Liebling? Ein Vorschlag zum allgemeinen Downcooling: Genießen Sie im Früh-ling einen Saib-ling, flankiert von einem Glas Ries-ling – und alles ist gut!
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Leserin Ida K. schreibt: „Ich habe kürzlich die Anrede ,Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder‘ gehört. Das ist doch Blödsinn, oder?“ – Ja, das ist es. „Mitglied“ ist ein Neutrum („das Mitglied“) und bezeichnet sowohl Frauen als auch Männer. Da hilft es auch nicht, wenn Feministinnen in dem Wort das männliche „Glied“ wittern und weibliche Mitglieder als „MitClits“ (engl. clit = „Klitoris“) bezeichnet haben wollen. – Ein Kuriosum ist übrigens das aus dem Englischen übernommene Wort „Vamp“ – es ist maskulin („der Vamp“), bezeichnet aber Frauen. Die männliche Variante müsste „Vamper“ lauten, doch die hätte allenfalls in der Schreibweise mit W ihre Berechtigung.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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