Freilaufender Hühnerzüchter

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Unerfreuliche Folgen hatte kürzlich der von Dr. Wolfgang N. geäußerte Satz „Treffen wir uns nächsten Freitag auf eine Hopfenkaltschale?“ Der angesprochene Ing. Johannes G., solchen Veranstaltungen gegenüber jederzeit aufgeschlossen, sagte sofort zu. Aber am vereinbarten Treffpunkt war Dr. N. dann trotzdem alleine. Dasselbe trat genau eine Woche später, unter umgekehrten Vorzeichen, noch einmal ein: Diesmal saß Ing. G. alleine im Bierlokal.

Der Grund für den fatalen Vorfall: Das Wörtchen „nächster“, das im Deutschen immer wieder Anlass zu Verwechslungen gibt. Hätte Ing. G. auf die attraktive Einladung mit der Frage „Meinst du diesen Freitag oder den Freitag der kommenden Woche?“ reagiert, wäre alles klar gewesen. Tipp für Ing. G.: Das nächste Mal lieber nachfragen – sonst ist der Biergenuss nur ein halber.

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Haben Sie schon einmal ein „eiskaltes Krügel Bier“ bestellt? Vermutlich haben Sie dann tatsächlich kaltes Bier serviert bekommen. Theoretisch hätte Ihnen der Kellner aber auch warmes Bier in einem eiskalten Glas servieren können. Denn: Eigentlich ist beim „eiskalten Krügel Bier“ das Adjektiv auf das falsche Nomen bezogen. Richtig wäre „ein Krügel eiskaltes Bier“.

Dass dieser Falschbezug (in der Fachsprache Enállage = „Vertauschung“ genannt) gar nicht so selten ist, zeigen Beispiele wie „ein frisches Glas Wasser“ (richtig: ein Glas frisches Wasser), „baldige Genesungswünsche“ (richtig: Wünsche für eine baldige Genesung) oder „erntefrische Spargelsuppe“ (richtig: Suppe mit erntefrischem Spargel).

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