Was Cabrios mit Ziegenböcken zu tun haben

Was Cabrios mit Ziegenböcken zu tun haben
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund. Diesmal geht es um wilde Böcke unter den Achseln.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Der Ziegenbock, neben dem Hundstrümmerl und dem Döner eine der größten olfaktorischen Herausforderungen unserer Zeit, galt schon bei den alten Römern nicht nur als übel riechende, sondern auch als übel beleumundete Spezies. Litt jemand unter Körpergeruch, so sagte man ihm nach, dass ein wilder „Bock“ (lateinisch caper) unter seinen Achseln wohne. Umso erstaunlicher, dass die noble Insel Capri ausgerechnet diesem Kleinvieh ihren Namen verdankt. Der Grund: In der Antike war die Insel für ihren Reichtum an caprae (= Ziegen) bekannt. Kein Wunder also, dass die Römer das Eiland Capreae („Ziegeninsel“) nannten.

Auch das Fremdwort Kapriole hat seinen Ursprung beim Bock, der ja nicht nur für seinen Geruch, sondern auch für seine wilden Luftsprünge bekannt ist. Als Kapriolen wurden zunächst die kunstvollen Sprünge von Tänzern bezeichnet, später auch, im übertragenen Sinn, verrückte Streiche oder Einfälle: Wenn das Wetter Kapriolen schlägt, spielt es verrückt, wenn jemand sprunghaft und launisch ist, gilt er als kapriziöse Person. – Von der Kapriole ist es nur mehr ein kleiner Sprung zum Cabriolet. So wurden in Frankreich seit dem 18. Jh. offene einspännige Pferdewagen genannt, vermutlich wegen ihrer typischen hüpfenden Bewegungen auf holprigen Straßen. Später wurde diese Bezeichnung auf die modernen Nachfolger dieser Pferdewägen, die Cabrios, angewendet – also auf schneidige Autos mit zurückklappbarem Verdeck (die dem Vernehmen nach nicht von Leonardo DiCaprio erfunden wurden).

Noch einmal zurück nach Capri: Die dort erzeugte kultige Parfümmarke Profumi di Capri (deutsch: „Düfte aus Capri“) dürfte ihren Namen eher der Insel als deren tierischen Namensgebern zu verdanken haben. Hoffentlich wenigstens. Andernfalls sollten Sie dich drauf kaprizieren, ein anderes Parfüm zu erwerben.

Fundstück der Woche: „Betriebsgelände, Betreten und Befahren Unbefugter streng verboten!“ (Schild in Oberösterreich) – Wie gut, dass die Unbefugten, die wegen ihrer Rechtlosigkeit ohnehin schon vom Leben gebeutelt sind, nicht auch noch befahren und betreten werden dürfen.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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