Tatsächlich scheint es kaum einen deutschen Native Speaker zu geben, der sich nicht üppig am englischen Gabentisch bedient: Wir chatten und simsen, wir sind cool und tough, wir gehen shoppen, canceln Meetings, hören Breaking News und bewältigen jede Challenge.
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Manchmal sind ja englische Wörter einfach kürzer oder prägnanter als ihre deutschen Entsprechungen: Wie würden Sie denn sonst den Satz „Hast du die Dokumente schon gescannt?“ adäquat auf Deutsch wiedergeben? Ähnliches gilt für Begriffe wie recyceln, mailen oder stylen – sie sind mittlerweile zu fixen Bestandteilen der deutschen Sprache geworden.
Andere Anglizismen sind dagegen eher entbehrlich. Wer ein Mail „weiterleitet“ statt es zu „forwarden“, kann trotzdem damit rechnen, dass das Mail ankommt (und sich obendrein die Frage ersparen, ob das Perfekt „geforwardet“ oder „forgewardet“ heißt). Oft liegt der Grund für die Verwendung von Anglizismen aber gar nicht in deren Funktionalität, sondern einfach in ihrer vermeintlichen Coolness. „Nach einem Jahr Karenz geht“s back in meinen Job. Ich freu mich schon auf meine colleagues!“, war auf Ö3, dem österreichischen Denglisch-Dorado, unlängst zu hören. Ob solche „Neuigkeiten nice to know“ dem Programm einen besseren Spirit verleihen, bleibt offen.
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Mitunter können Anglizismen auch kuriose Blüten treiben. Dass unser liebstes Spielzeug im englischen Sprachraum nicht Handy, sondern eigentlich mobile phone beziehungsweise cell phone heißt, ist kein Geheimnis.
Weniger bekannt ist die tatsächliche Bedeutung von „Public Viewing“: Dabei handelt es sich nicht um die öffentliche Liveübertragung eines Großereignisses, sondern um die öffentliche Aufbahrung eines Leichnams (die freilich auch ein Großereignis sein kann).
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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