Der Lese-ESC

Bachmannpreis: Viele lustige, streitende Avatare.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Der Bachmannpreis hat ja zwei Ebenen: Vordergründig behauptet er, ein Literaturwettbewerb zu sein. Zumindest im Fernsehen ist er aber auch ein Spektakel, eine Art gelesener Song Contest (und heuer, wie so oft, sind die eleganten Gemeinheiten, die den Juroren so zu den Autoren, aber auch zueinander einfallen, der Hauptspaß dabei.)

Wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen ist der Bewerb heuer virtuell – Autoren und Juroren sind nur per Zuschaltung, also als Avatare ihrer selbst, anwesend. Das funktioniert erstaunlicherweise sehr gut – und wird von der Regie auch mit klugen Bildschnitten schön inszeniert. Die Studiogestaltung – bedeutungsschwere Dunkelheit, ein abgewetztes Stehpult, ein schwarz-rotes Sitz-Ei, eine Ledertasche, eine Schreibmaschine – hat etwas gewollt Modisches. Die Talk-Sequenzen zwischen Moderator und Notar haben Potenzial, wirken aber noch zu lahm. Hier könnten gute Gag-Autoren Wegweiser Richtung Kultigkeit aufstellen.

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