Wieder wider die Natur

Wieder wider die Natur
Paul Pizzera über Inklusion und Nächstenliebe.

Im Prinzip ist das Leben ja ganz einfach: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu! So simpel dieser moralische Leitspruch auch um die Ecke kommen mag, ist er ein fabelhafter Beifahrer, um die Kurve des Daseins zu kriegen. Hunderttausende Menschen haben vergangenes Wochenende auf der Pride bewiesen, dass Diversität, Inklusion und Nächstenliebe keine Phantasmen des einundzwanzigsten Jahrhunderts sind, und abermals wurde unter Beweis gestellt, dass der hauseigene, ethische Kompass einwandfrei kalibriert ist, sollte die FPÖ einen klagen. Dass irgendeine Form der amourösen Liebe wider die Natur sei, ist in seiner Argumentation so unhaltbar wie das 2:0 von Leipzig-Legionär Baumgartner gegen die Schweden am letzten Dienstag.

Was die Natur nämlich möglich macht, kann per definitionem nicht gegen sie selbst sein. Die Natur hat allen Geschlechtern dieser Welt die Möglichkeit gegeben, sich bunt durchgemischt miteinander zu vergnügen. Weshalb ein Verbot, innerhalb dieses Reigens vorstellbarer Amüsements, völlig obsolet ist. Es gibt kein Gesetz, das Menschen verbietet, sich mit Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen oder wenn ihnen gerade der Sinn danach steht, den wundervollen Effekt der Photosynthese zu nutzen, weil das, richtig, tatsächlich wider die Natur ist. Leider kennt die Grausamkeit des Menschen keinerlei moralische wie natürliche Gesetze, weswegen vorrangig immer und immer wieder heterosexuelle Männer dazu bereit sind, ihre Machtposition gegenüber Frauen auszunutzen, um ihrem verschwindend geringen Selbstwert einen kurzzeitigen Aufschwung zu geben.

Das ist wider die Natur, und zwar wider die Natur der Menschlichkeit. Genau wie Tausende Menschen im Mittelmeer ersaufen zu lassen, aber Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, wenn Multimillionäre in ihrer Freizeit verunglücken. Im Prinzip ist das Leben ja ganz einfach, aber leider ist das Leben miteinander oftmals sehr schwer.

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