„Wie soll ich mir das Grab leisten?“: Aida Loos hat eine Lösung

Auf der Couch mit Aida Loos: Die Kabarettistin lädt zur satirischen Therapiestunde. Thema: das Geschäft mit dem Tod.
Aida Loos

Aida Loos

„Wie soll ich mir das Grab leisten?“

Meinen Sie das Ihrer Mutter? Die Miete ist nach zehn Jahren wieder fällig? Mein Gott, die Zeit vergeht so schnell, wenn man tot ist. Ich muss gestehen, ich höre von dieser finanziellen Belastung zum ersten Mal. Normalerweise sind es ja eher die Lebenden, die an den Mieten verzweifeln. Dass nun auch die Toten zum Sozialfall werden, ist ein bemerkenswertes Phänomen unserer Zeit.

Wozu hätte Ihre Mutter denn jetzt geraten? 

Sie hätte wahrscheinlich gesagt: „Spar das Geld und kauf dir was Schönes!“ Hätte sie nicht? Tja, ich kenne Ihre Mutter nicht, aber Sie auch nicht. Niemand kennt seine Eltern wirklich. Man kennt nur die Version, die man aushält.

Und jetzt müssen Sie sich entscheiden: Grabmiete oder Waschmaschine? Sie wollen also aufhören zu leben, damit Ihre Mutter weiterhin tot sein darf. Und dann zahlen Sie für einen mittlerweile leeren Behälter. Für eine Attrappe. Als würden Sie für etwas blechen, das Sie nicht sehen. Moment, das machen Sie ja bereits. Sie zahlen den ORF-Beitrag, aber im Vergleich zu dem hat Ihre Mutter keinen Auftrag mehr.

Wissen Sie, die Toten brauchen keine Gräber 

Die Lebenden brauchen sie, um nicht zu vergessen. Aber dafür reicht auch ein Schuhkarton mit Fotos. Werden Sie asozial! Geben Sie das Grab auf. Lassen Sie Mama umziehen. Ins Kolumbarium, das ist der Plattenbau für Urnen. Billig und effizient. Da würden Sie sich aber schuldig fühlen? Ach, diese unbezahlbare Schuld.

Der Tod ist ein gutes Geschäft. Und wie jedes gute Geschäft basiert es auf Schuldgefühlen. „Wenn du nicht zahlst, liebst du deine Mutter nicht, du Monster!“ 

Die Bestattung Wien hat Ihre Schuldgefühle monetarisiert – brillantes Geschäftsmodell! Sie können auch nicht zu einem anderen Friedhof wechseln wie bei Stromanbietern. „Entschuldigung, ich hab ein besseres Angebot von RuheinFrieden24.at“ 

Nein! Einmal drin, immer drin

Wissen Sie, wer sich als Einziger für das Grab Ihrer Mutter interessiert? Der Friedhofsverwalter. Der Sarg wird in die Erde gelassen, die Trauergemeinde wirft Blumen hinterher und dann kommt er: „Bevor wir hier zumachen – hier ist der Mietvertrag.“ Als würde man einem Schlafwandler eine Autoversicherung verkaufen. Er tut so, als wäre er der Hüter der Totenruhe, dabei ist er ein Geldeintreiber mit Priesterkragen. Und die Friedhofsgärtner pflanzen in erster Linie Sie! Überhaupt: Der moderne Friedhof braucht dringend neue Konzepte. Wie wäre es mit einer Treuepunktsammlung? Zehn Jahre zahlen, das elfte gratis. Oder Gruppentarife. Ab drei Verwandten gibt es 25 Prozent Rabatt.

Die Erinnerung ist gratis

Friedhöfe sind jedenfalls keine natürlichen Orte des Gedenkens. Das geschieht in Ihnen, nicht auf der Parzelle F17, Reihe 14, Nummer 21. 

Es geschieht, wenn Sie den Apfelstrudel Ihrer Mutter nachbacken und er nicht so gut wird wie ihrer. Die Toten sind überall. Im Wind, im Regen, im Strudel, in uns. Die Erinnerung ist gratis und die kann Ihnen niemand wegnehmen. Nicht der Friedhofsverwalter, nicht das Inkassobüro, nicht einmal die Inflation.

Was ich Ihnen rate? Schaun S’, dass schleunigst berühmt werden, dann kriegen S’ ein Ehrengrab der Stadt Wien und sparen Ihren Kinder diese Sorgen. So, das macht dann 250 Euro bitte. Ja ich bin teurer geworden, aber die Inflation verwest leider nicht.

Aida Loos ist mit „Zeitloos“ auf Tour, z. B. am 18.1.2026 in Wien/Kulisse.

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