Wer war eigentlich der heilige Pölten?
Waren Sie schon in Sankt Georgen? Und falls ja, in welchem? In St. Georgen am Längsee, im Attergau, an der Stiefing, in St. Georgen am Kreischberg, am Walde, am Steinfelde, am Ybbsfelde oder gar in St. Georgen an der Gusen? Die Auswahl ist riesig, denn insgesamt 15 Gemeinden in Österreich haben sich den berühmten Drachentöter als Namensspender ausgewählt – womit Georg unangefochtener Spitzenreiter in der Hitparade der österreichischen Ortspatrone ist. Platz 2 geht an Martin (9 x St. Martin), Platz 3 ex aequo an Petrus und Johannes (je 8 x St. Peter und St. Johann).
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Heilige waren ja seit dem Mittelalter als Namensspender für Ortsbezeichnungen beliebt – ganze 135 Gemeinden in Österreich sind nach Heiligen benannt und beginnen dementsprechend mit Sankt (lat. sanctus = heilig). Doch welchem Heiligen verdankt eigentlich Sankt Pölten seinen Namen? Nein, nicht dem heiligen Pölten, sondern einer klassischen Verballhornung: Die Aussprache dieses komplizierten griechischen Namens wandelte sich im Laufe der Zeit von „Hippolytos“ über „Hippolyt“ zu „Polyt“ und schließlich zu „Pölten“ – womit die nö. Landeshauptstadt wenigstens namensmäßig ein Alleinstellungsmerkmal hat.
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Nicht verballhornt wurde der Name des heiligen Nikolaus von Myra. Dieser zunächst vor allem im Osten populäre Heilige stammte aus Kleinasien (Lykien), seine Reliquien wurden aber von italienischen Kaufleuten 1087 nach Bari, also in den Westen, importiert. Die Gebeine befinden sich heute in der eigens dafür erbauten Basilika San Nicola. – Alles andere als ein Heiliger ist Nikolos Gegenpart, der Krampus. Dessen Name wird wegen seiner Hände meistens auf mittelhochdeutsch „Krampen“ (= Kralle) zurückgeführt – woraus sich auch die Bezeichnung von Spitzhacken als „Krampen“ erklären lässt. Übrigens: Der Plural von Krampus lautet nicht Krampi, sondern Krampusse. In mehrfacher Ausführung kommt der Krampus zum Glück ohnehin nur einmal im Jahr daher – also alle heiligen Zeiten.
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Fundstück der Woche: „Erkrankung im Ensemble: Das Theater Lübeck sagt die heutige Vorstellung von ,Der eingebildete Kranke‘ ab.“ (Lübecker Nachrichten)
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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