Ein letztes Schnitzel, bevor es zu spät ist

Über ein Wiener Gasthaus, das bald zusperren wird, über die immer teurer werdenden Besuche beim Wirten, eine Abzocke, gegen die man etwas unternehmen sollte. 133 wählen hilft aber nichts.
Marco Weise

Marco Weise

Wo gibt es das beste Wiener Schnitzel? Diese Frage ist so alt wie das Schnitzel selbst. Also fast 200 Jahre alt. Auf diese Frage gibt es auch nur eine richtige Antwort: Bei der Mama. Da die Mama aber nicht immer in der Gegend ist, wenn einen wieder mal der Schnitzel-Heißhunger überkommt, gehe ich hin und wieder fremd. Sorry, Mama. Ein guter Ort für ein vorzügliches Wiener Schnitzerl vom Schwein (Kalb muss ich nicht so haben) ist das Heidingers. Das ist ein Gasthaus im 15. Wiener Gemeindebezirk. Dahin verirren sich nur selten Touristen, was man von „Panier-Institutionen“ (wie zum Beispiel dem Figlmüller) in Wien nicht behaupten kann. 

Normalerweise behalte ich solche Tipps auch gerne für mich, aber in diesem Fall ist es egal, denn das Heidingers ist bald Geschichte: Die Besitzer gehen nach 40 Jahren in Pension. Ob und in welcher Form das Gasthaus weitergeführt wird, ist nicht bekannt.

Wirt sein, wer tut sich das noch an? Mit Essen lässt sich ja kaum noch Geld verdienen, wie man immer wieder hört. Das mag sein. Dass viele deswegen Fantasiepreise einführen, ist aber nicht nachvollziehbar. Ein kleines Bier um 5,50 Euro. Ein Glas Grüner Veltliner um 6,50 Euro. Eine im Geschmack sehr flache Nudelsuppe um 7,50 Euro. Essengehen ist zum Luxus geworden. Wer halbwegs Qualität, was "Gescheites" am Teller haben will, muss für eine Hauptspeise mittlerweile 20 Euro hinlegen. Das Mini-Tiramisu danach macht weitere 8 Euro. Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent in den letzten fünf Jahren sind keine Seltenheit. In Deutschland hat deswegen kürzlich ein 18-Jähriger die Polizei gerufen. Ihm war die Bratwurst zu teuer. Die Polizei nahm aber keine Anzeige auf – diese Abzocke ist schließlich legal.

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