Warum Tauben und meine Mutter ein Problem mit E-Autos haben

Da Tauben keine Zeitung lesen, wissen sie nicht, dass E-Autos sie ganz ohne ein Motorgeräusch plattfahren können.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Meine Test-Fahrt mit dem E-Auto beginnt mit Startschwierigkeiten. An der Ampel komm’ ich nicht weg, schuld sind drei Tauben.

Sie haben sich spontan zum Frühstück getroffen, direkt vor meinem Auto. Ein ungeschickter Anzugträger war so freundlich, ihnen sein Kipferl auf den Zebrastreifen zu servieren. Da Tauben zum Frühstück keine Zeitung lesen, wissen sie nicht, dass es jetzt E-Autos gibt. Schon gar nicht, dass selbige in der Lage sind, sie ganz ohne Motorgeräusch plattzufahrnen. Sie sehen keinen Grund, vor mir zu flüchten. Grüne Autoampel hin oder her.

Hupen hilft. Die Viecher flattern davon. Ich steig’ endlich aufs Gaspedal. Braus’ davon wie Hamilton zu seinen Bestzeiten. Das Ding hat eine Beschleunigung wie eine Boeing 777. Ich pick’ im Autositz, die Augen Eierbecher-groß. Bin begeistert.

Muss das gleich meiner Mutter erzählen.

Sie ist entsetzt. Hält E-Autos für eine Erfindung direkt aus der Hölle. Wobei die Hölle gleich mehrere Zweigstellen hat. Eine in Südamerika, wo das Lithium für die Batterien abgebaut wird. Unter Einsatz von 80.000 Liter Wasser pro Autobatterie, weshalb dort schon Seen austrocknen. Macht aber nix, sagt meine Mutter. Tesla-Fahrer gehen dort eh selten baden.

Und auch zur Geburtsstätte ihrer Autobatterie pilgern sie selten. Also zu jenen asiatischen Fabriken, die mit Energie aus Kohlekraftwerken laufen. Luftkurorte schauen anders aus.

Aber Hauptsache, wir tun auf Weltenretter, wenn wir mit einem E-Auto fahren, keift meine Mutter. Die Beschleunigung vom Auto ist ihr so wurscht wie das berühmte Rad, das in China umfällt.

Ich gebe auf. Erzähle ihr nicht vom Hotelier, der sich E-Tankstellen in die Garage gebaut hat. Das bringt nicht nur Fördergeld, sondern auch neue Gäste.

Tanken dürfen die aber nur außerhalb der Restaurantzeiten, sonst wird es in der Küche ziemlich schnell unpraktisch finster.

Ich mag nicht dabei sein, wenn der Wirt meiner Mutter erklärt, dass sie mit dem Essen warten muss, bis das E-Auto vollgetankt ist.

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