Dankbar, wem?

Joesi Prokopetz
Joesi Prokopetz über Gott und das Universum.

Neues Jahr. Hoffnungen. Vorsätze. Und sehr oft auch, resignativ, Dank: „Man muss dankbar sein“, weil´s so schlecht ja ohnedies nicht war. Eine Übung in Genügsamkeit und der trügerischen Suggestion von Zufriedenheit. Aber auf jeden Fall dankbar.

Der religiös/konfessionelle Mensch hat kein Problem damit, wem er zu danken hat: Dem „lieben“ Gott.

Viele Menschen, die ihr Leben in die Hände des Himmels legen, glauben naturgemäß, dass sie für die vielen segensreichen Zuteilungen von höchster Stelle, dankbar sein müssen, vor allem, wenn sie im kommenden Jahr wieder in den Genuss von Fülle, ja Überfülle, kommen wollen. Da ist es obligatorisch und mehr als höflich, Dank zu sagen.

Ende der frommen Denkungsart.

Was geht nun in einem Menschen mit rationaler Lebensführung vor? Wem soll er, um sich nicht dem Vorwurf der Unbescheidenheit auszusetzen, danken? Danksagungen an zweifelhafte alternative Feinstofflichkeiten wie Schicksal, Universum oder Vorsehung sind ihm genauso fremd.

Wenn man, selbst beim besten Willen, sich das Sein nicht abhängig von höheren Mächten vorstellen kann, so beginnt man sich mit der Pflicht zum Dank schwer zu tun.

Was machen zum Beispiel die, die nicht zufrieden sind, deren Genug nicht genug ist, denen es ganz schlecht ging und geht? Dürfen die sich beschweren? Dürfen die, gegen was und wen auch immer, aufbegehren, sofortige Verbesserung ihrer Situation einfordern? Dürfen sie mit Gott, Schicksal, Universum, Vorsehung hadern? Sie dürfen natürlich, nur nützen wird es ihnen, wie man weiß, nichts. Genauso, wie unsere Reklamationen ins Leere gehen, geht auch unser Dank ins Nichts.

Und bei wem soll man sich beschweren?

Gar beim Selben, bei dem man sich bedanken muss?

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