Aber woher kommt die Vorliebe für „von daher“, wo doch ein simples „daher“ oder „deshalb“ genügen würde? Die Erklärung liegt in der Neigung der gesprochenen Sprache zur Redundanz, also zur Verstärkung und Aufblähung: Zusätzliche Silben werden angehängt oder vorangestellt, um sicherzugehen, dass man auch wirklich richtig verstanden wird. Beispiele für dieses Phänomen sind Wendungen wie „neu renovieren“, „auseinanderdividieren“, „aufoktroyieren“ oder „zusammenaddieren“. Redundant sind diese Ausdrücke, weil der erste Wortbestandteil weggelassen werden kann, ohne dass der Sinn verändert wird. Dasselbe gilt auch für einen Satz wie „Meine Redezeit ist mit fünf Minuten limitiert, von daher werde ich versuchen, mich kurz zu fassen“ – er verliert nicht das Geringste, wenn man ihm das „von“ einfach streicht. Von daher: Verwenden Sie im geschriebenen Deutsch lieber „deswegen“, „deshalb“ oder schlicht und einfach „daher“.
Generell erfreut sich ja das Wörtchen „von“ immer größerer Beliebtheit – oft sogar mit ungeahntem Heiterkeitspotenzial: „Dieb von Luxusuhr festgenommen“ (Solinger Tageblatt), „Schnitzel vom Schwein paniert“ (Speisekarte in NÖ), „200 Angler von Scholle gerettet“ (Soester Anzeiger), „Spezialreinigung von Braut und Abendkleidern“ (Putzerei in Graz), „Das verkannte Organ: Wissenswertes über den Penis Von Matthias Kalle“ (Zeit.de).
Kürzlich entdeckte Ihr Wortklauber in der Tiefkühlabteilung des Supermarktes seines Vertrauens ein Fertiggericht. „Chinesische Pfanne vom Huhn gewürzt“ war auf dem Etikett zu lesen. Sollte hier nicht doch ein Beistrich vor dem letzten Wort fehlen, rate ich Ihnen dringend vom Verzehr ab.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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