Von Brez’n, Brezeln und Aufgebrezelten

Wolfram Kautzky
Wolfram Kautzky geht in der Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund.

Leserin Mag. Z. lässt wissen: „Sie haben mich mit der Wortklauberei angesteckt! Wissen Sie eigentlich, wovon sich das Wort Brezel ableitet?“

Tatsächlich musste Ihr Wortklauber einschlägige Literatur bemühen, um des Rätsels (bzw. des Brezels) Lösung zu finden. Das Wort geht auf die Verkleinerungsform von lateinisch bracchium „Arm“ (vgl. Brachialgewalt) zurück. Verständlich wird diese Etymologie durch die Form des Brezels, die an verschlungene Arme erinnert. Letzteres führt uns zu dem Wienerischen Ausdruck „a Brez’n reißen“. Der bedeutet nicht nur „stürzen“, sondern auch „sterben“ – eine Bedeutung, die nach Peter Wehle („Sprechen Sie Wienerisch?“) darauf zurückzuführen ist, dass Verstorbene mit verschränkten Armen bestattet wurden.

Bleiben wir noch bei dem Brezel: Das steckt auch in dem beliebten Ausdruck „sich aufbrezeln“. Werden ältere Backwaren aufgebacken, steigert sich ihre Qualität, was dem Vernehmen nach besonders für Brezeln gilt. „Aufbacken wie ein Brezel“ steht also für eine deutliche Qualitätssteigerung – wer aufgebrezelt ist, hat also (hoffentlich) sein Erscheinungsbild deutlich verbessert (und kann sich anschließend auf eine Brezel-Rallye begeben).

Hat man sich einmal in Schale geworfen, trägt man, zumindest im Wienerischen, „die Einser-Panier“. Damit gemeint ist die beste Kleidung, die man nur zu besonderen Anlässen aus dem Kleiderschrank holt. Dieser bildliche Ausdruck bezieht sich natürlich auf die Panier, in die das Wiener Schnitzel eingehüllt ist. Deren Wortwurzel ist das lateinische Wort panis „Brot“ (vgl. ital. pane, franz. pain), da der Hauptbestandteil dieser Masse die Semmelbrösel sind.

Kurios: Auch der Kum-pan (cum = „mit“) hat denselben Ursprung: Er ist derjenige, mit dem man das Brot teilt.

Kürzlich live im Wirtshaus, einem Paar wird ein Wiener Schnitzel in Maximalgröße serviert. Die Kellnerin fragt: „Essen Sie das zusammen?“

Er: „Das weiß ich leider noch nicht!“

Sie: „Ja, bringen Sie uns ein zweites Besteck!“. Fazit: Beschließt man, ein Schnitzel zusammen zu essen, steigt die Chance, dass man es zusammenessen kann.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

Kommentare