Von Affenthaler bis Zinfandel

Die Flaschenpost ist diesmal aus einer steirischen Ahnenreihe, der einzig wirklich ernst gemeinte Gemischter Satz
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Ein Vifzack muss man ja nicht sein, um zu erahnen, was hier einmal wuchs. Der Riedenname deutet es an: Am Buchertberg im steirischen Vulkanland stand einst ein Buchenwald. Heute wurzelt hier etwas anderes, aber geschichtlich interessant ist das trotzdem. Besitzer Gottfried Lamprecht spricht vom einzigen, wirklich ernst gemeinten Gemischten Satz in der ganzen Steiermark. „Es ist der Wein meiner Ahnen und der echte Terroir-Wein“, behauptet er. Die Mischung interpretiere nämlich den Boden, das Kleinklima und die Lage besser als jeder sortenreine Wein. Diese Ansicht gilt nicht nur als selten, sondern auch als provokant.

Von Affenthaler bis Zinfandel

Schließlich haben die Steirer erst ein System entwickelt, das nur DAC (Districtus Austriae Controllatus)-Weinen erlaubt, die nähere Herkunft am Etikett zu verraten. Tatsächlich war der Altsteirische Mischsatz Jahrhunderte lang Standard. Immer wenn Stöcke kaputt gegangen sind, hat man eben nachgepflanzt, was gerade verfügbar war. Bei Lamprecht ist das weniger beliebig.

Der Buchertberg erscheint als Sortenerhaltungsprojekt. Bei fast 100 unterschiedlichen Rebsorten geht es mit A wie Adelfränkisch und Affenthaler los und endet bei Z wie Zierfandler und Zinfandel. „DAC ist mir so ziemlich wurscht, ich gehe sowieso meinen eigenen Weg!“ Deswegen steht neben dem Buchertberg ein kleines ® für die eingetragene Handelsmarke. Am wichtigsten ist ja in jedem Fall, dass die steirische Sturheit wohlschmeckend daherkommt.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at

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