Verstoß gegen die Etikette

Das strenge Hofzeremoniell zu missachten, birgt fatale Folgen.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Vor drei Tagen, am 28. Juni 1914, jährte sich zum 110. Mal das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo. Das Attentat gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. 

Mit im Wagen sitzt seine Frau Sophie, eine gebürtige Gräfin Chotek. Die Verbindung gilt als nicht ebenbürtig und daher darf sie bei keinem öffentlichen Diner neben ihm Platz nehmen, nie neben ihm im Wagen sitzen. Nicht einmal in der Kirche darf sie neben ihm knien – sie sind immer getrennt. 

Nur ein einziges Mal sind sie gemeinsam unterwegs, und zwar an diesem 28. Juni 1914 in Sarajevo. Der Hof ist weit weg und niemand achtet so genau auf das Hofprotokoll: Das ist der Tag, an dem beide durch die Schüsse in Sarajevo gestorben sind.

Wer das Reich des Hochadels betritt, hat sich unterzuordnen. Als das strengste Hofzeremoniell in Europa gilt nach wie vor das spanische. Königin Isabella von Spanien fällt dereinst bei einem Ausritt vom Pferd und wird mitgeschleift. Doch die Königin darf nicht berührt werden. 

Bis auf einen Aristokraten, doch der ist nicht anwesend. Und so geschieht es, dass ein hoffremder Herr Mitleid zeigt, der Königin hilft und ihr somit das Leben rettet. Diese Heldentat ist das Unglück seines Lebens. Er darf nie wieder spanischen Boden betreten, weil er die Königin unerlaubterweise berührt hat.

Berührung erlaubt, als Kronprinz Felipe, der 31-jährigen Journalistin Letizia Ortiz Rocasolano zum ersten Mal die Hand reicht. Am 6. November 2003 wird völlig überraschend die Verlobung bekanntgegeben. 

Das Brautpaar stellt sich der Presse. Als Felipe auf eine Frage zu antworten beginnt, fällt Letizia ihm ins Wort. Das ist gegen jede höfische Etikette. Ein Fauxpas, dessen Folgen Letizia noch nicht abschätzen kann. 

Heute wissen wir: Letizia spricht nur noch bei Wohltätigkeitsveranstaltungen – nie mehr neben ihrem Felipe, dem König.

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