Verständnis
„Bitte“ und „danke“ und der Unterschied zwischen beidem – das wird einem schon als Kind eingeimpft. Man kann um etwas bitten, das man gerne hätte, und für etwas danken, das man bekommen hat. Dieser Impfstoff gegen Durchs-Leben-Elefantieren hält oft ein Leben lang – aber nicht immer.
„Wir bitten um Ihr Verständnis“, wenn die U-Bahn zum dritten Mal in drei Tagen ausfällt, wirbt höflich um die Geduld der Passagiere, die sich entscheiden können, ob sie noch Geduld haben oder nicht.
„Wir danken für Ihr Verständnis“ auf dem Kontoauszugsdrucker in der neuen Bankfiliale, der seit Tagen tot ist , setzt das Verständnis kühn voraus, unausgesprochener Subtext: „Hauen Sie sich über die Häuser und machen Online-Banking.“ Die betagte Kundin versteht den Subtext nicht, hätte aber vielleicht Verständnis für die defekte Druckertechnik – wenn man sie darum bäte. So aber dreht sie sich kopfschüttelnd weg und sagt laut in den Schalterraum „Frech sans a no“. Danke!
andreas.schwarz@kurier.at
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