Verbundenheit in Zeiten des Sicherheitsabstands

Verbundenheit in Zeiten des Sicherheitsabstands
Für viele ist der Hund derzeit der einzige Ansprechpartner.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

„Passen Sie gut auf sich auf“ ist einer der schönsten Sätze, die im Moment allgegenwärtig sind. Er erzählt etwas über Zuwendung und Verbundenheit in Zeiten des Sicherheitsabstands.

Die Botschaft der Stunde ist klar: Abstand halten und dabei zusammenrücken!

Was zweideutig klingt, könnte eindeutiger nicht sein: Bleiben Sie anderen äußerlich fern und gehen Sie dabei innerlich auf sie zu.

Für manche, vor allem ältere Menschen, ist der Hund derzeit die einzige Kontaktperson. Ja, „Person“. Da gibt es nichts zu lachen. Der Hund ist Gefährte, Ansprechpartner, Seelentröster, aber auch Aufgabe und Verantwortung.

Und genau dann, wenn es um die Sorge um den Hund geht, überhören viele den Satz: „Passen Sie gut auf sich auf“ – und schlagen alle Warnungen, daheim zu bleiben, in den Wind. Sie tun es ja für den Hund und übersehen dabei, dass sie für ihren Hund vor allem eines tun müssen: gesund bleiben.

Exponentielles Wachstum von Hilfsbereitschaft

Wer jung ist und Zeit hat, kann im Moment so viel Wirksames anbieten. Zum Beispiel Gassi gehen, Tierfutter vor die Tür stellen, fragen, ob die Medikamente für den kranken Wuffi reichlich vorhanden sind, einfach Kontakt halten.

Nie war Helfen einfacher als jetzt. Jede freundliche Geste, jedes ehrlich gemeinte Hilfsangebot, jeder aufmunternde Anruf – ein Treffer. Mitten ins Herz.

Man kann einander Dinge abnehmen und darf darauf vertrauen, dass jemand da sein wird, wenn man selbst Hilfe braucht (weil die Ausbreitung von Hilfsbereitschaft exponentiell erfolgt). Man kann miteinander lachen, das klappt sogar über Kontinente hinweg (geografisch wie ideologisch gesehen). Man kann miteinander singen und musizieren – auch von Balkon zu Balkon, von Fenster zu Fenster (wie es uns die Italiener vorzeigen).

Dadurch knüpft man ein unsichtbares Netz. So wie das Virus ein unsichtbares Netz geknüpft hat, das sich jetzt – scheinbar wie von selbst – ausbreitet. „Viral“ nennt man das im Internet. Aber das Netz aus Zuwendung und Herzenswärme, das jetzt geknüpft wird, darf ruhig länger bleiben als das Virus. Und es könnte tragfähiger sein als das Internet. Weil es auch ohne WLAN funktioniert.

Kommentare