Italienische Sommerfreuden: Dem Vergnügen fröhnen, prego!

Das ist Sommer in Italien: "Signore, tschinque Aperol und tre grande Bier fürn Durscht!"
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Für meinen Dottore Amore gibt es nur ein Urlaubsland: Italien. Da wir als Häuslebauer budgetschonend und in Anbetracht meiner fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht allzu weit weg wollten, reisten wir an die Obere Adria, in einen bei Österreicherinnen und Österreichern sehr beliebten Ferienort. Ich staunte: Das Personal sprach nicht nur Deutsch, Englisch, Italienisch, sondern auch diverse Dialekte! So verstand eine Kellnerin folgenden, am Nebentisch in feistestem Steirisch intonierten Satz: „Göh, tua ma dös in d’ Mikrowöll, dö Nudln sönd koalt.“ Früher hielt ich meine Landsleute für modisch eher konservativ, doch seit ich über den Sandstrand promenierte, weiß ich: Unseren Mitbürgern ist keine Tätowierung zu extravagant! Ich sah Tiertatzen auf Brüsten, an die Komplexität von Fresken erinnernde Großraumgemälde, die ganze Rückenflächen und Oberschenkel zierten, auf Armen prangende Frauen- oder Babygesichter, Yorkshire-Terrier, für immer auf einer Männerbrust verewigt – vom Sonnenbrand illuminiert und zum Leuchten gebracht. Wahrscheinlich, weil ich als Schwangere dem Fruchtsaft huldigte, fiel mir erstmals auf, in welch erstaunlicher Geschwindigkeit wir Alpenrepublikaner bemerkenswerte Mengen an alkoholischen Kaltgetränken vernichten können. Selbst die flotten Kellner kamen nicht hinterher, wenn ihnen ohne Unterlass zugerufen wurde: „Signore, tschinque Aperol und tre grande Bier fürn Durscht prego!“ Und während die Stände mit chinesischen Sommerkleidern aus Plastik leergekauft wurden und die Kolumnistin Beschwerden hörte, dass die Pizza hier aber viel kleiner sei als die beim Kirchenwirten und der Rand ohne Knoblauchsauce fad schmecke, dachte sie: Das ist Sommer! Wenn der Mensch in die Welt strömt und es sich unbeschwert gut gehen lässt, dem Vergnügen frönt und genießt, worauf er nun mal Lust hat. Der nächste Winter kommt sowieso zu bald.

Vea Kaiser, das Ausnahmetalent aus Niederösterreich, ist seit ihrem umjubelten Buch-Erstling „Blasmusikpop“ von 2012 („großer Literaturspaß!“, „schwindelerregendes Debüt“) unumstrittene Lichtgestalt der jungen heimischen Literatur. Sie schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

vea.kaiser@kurier.at

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