"ÜberLeben": Die Familie steht im Wald

Unser alljährliches Mai-Picknick, diesmal sogar ohne Regen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Heuer hat es nicht geregnet, und das war doch neu. Denn unsere Familienwanderung am 1. Mai findet stets bei strömendem Regen statt.

Warum wir jedes Jahr am 1. Mai uns selbst und große Mengen Lebensmittel in den Wald schleppen, wissen wir selbst nicht genau. Es ist halt Tradition, und da fragt man nicht nach dem Warum.

Der Ablauf ist immer gleich: Wir treffen uns am Parkplatz Goldene Stiege, jeder hat einen leeren Rucksack mitzubringen. Meine Ex-Frau hat Unmengen von Lebensmitteln mitgebracht, Speckstangerln, Wurststangerln, diverse Brote, diverse tote Tiere (Kälber, Hühner, Shrimps, Lachs), zwei lebende Tiere (Hunde, nicht zum Verzehr geeignet), dazu Risotto, Spargelsalat mit und ohne Schinken, Soßen, Dippings, Eiaufstrich, Liptauer, weitere Aufstriche, Schafkäseröllchen und so weiter und so fort.

Meine Mutter bringt Prosecco und Wein, meine Freundin und ich bringen das Bier, außerdem haben wir als Gag immer etwas Käse und Wurst mit, wissend, dass das niemand essen wird, aber wir finden, Käse und Wurst haben auch Auslauf verdient.

All das wird auf die Rucksäcke verteilt, und dann wandern wir, fröhliche Lieder singend („Ist doch egal, wie das heißt ...“), zum Rastplatz Breite Föhre. Dort stellen wir ein paar Tische zusammen, sodass eine Tafel entsteht und beginnen zu essen. Wir treffen auch jedes Jahr eine andere Picknickrunde, mit der wir Essen und Papierteller austauschen, auch das ist schon Tradition.

Heuer haben wir es zum ersten Mal geschafft, alles aufzuessen, sogar den Käse und die Wurst.

Dann schleppt sich die ganze riesige Patchworkfamilie zurück zu den Autos, nur meine Freundin und ich packen uns eine Flasche Wein in den Rucksack und wandern noch auf den Husarentempel.

Wir wissen, dass wir nicht ganz dicht sind, aber vielleicht freue ich mich gerade deshalb schon wieder auf den nächsten 1. Mai.

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