Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Warum ich wirklich gerne zu Ärzten gehe

Vom humorvollen Urologen bis zur strengen Ärztin: Mein Glück mit großartigen Ärzten.

Ich mochte meinen Urologen. Er war ein lustiger Mann mit halblangen Haaren, der Autos und Kabarett liebte und ganz sicher wusste, wie man lebt. Wir schätzten einander auf Anhieb und waren per Du, was ja durchaus nicht unangemessen ist, bedenkt man, wie intim unsere Beziehung war.

Einmal habe ich eine Kolumne über ihn geschrieben, die hat er ausgeschnitten und in seinem Wartezimmer aufgehängt. Jetzt ist er in Pension, und ich hoffe, er genießt sie nach Leibeskräften.

Das Lustige ist: Mein neuer Urologe ist der Mann von Vea Kaiser. Er ist ungeheuer kompetent und einschüchternd klug. Und er brennt für seine Patienten! Er nimmt sich alle Zeit, die es braucht, er spürt sofort, wenn jemand Angst hat und vertreibt diese gekonnt. Er ist aber auch streng, wenn er merkt, jemand hat einen ungesunden Lebensstil. Er ist der ideale Arzt, und das sage ich nicht nur, weil ich die Vea so mag. Ich weiß jetzt schon, ich werde gerne zur Kontrolle zu ihm gehen.

Ich gehe überhaupt gerne zu Ärzten, dort fühle ich mich zuhause. Das liegt vermutlich daran, dass meine Großmutter Ärztin war, wenn auch eine strenge. Wenn ihr jemand mit diffusen "Beschwerden" oder "Zuständen" kam, wurde sie grantig. Ich habe es schon einmal erzählt: Bei ihr durfte man nur wehleidig sein, wenn man mit dem Kopf unterm Arm bei der Türe hereinkam.

Meine Großmutter erzählte so viel von Krankheiten, dass drei ihrer Enkel Hypochonder von Beruf wurden und zwei Ärzte. Ich habe das Glück, wunderbare Ärzte zu haben. Einen einfühlsamen und geduldigen Hausarzt, eine sensible Chirurgin (für die Darmspiegelungen, das muss auch sein) und einen skurrilen Hautarzt, der immer traurig dreinschaut und Jazz liebt (vielleicht schaut er deshalb traurig?). Sie alle habe ich gern und möchte ich nicht missen, solange sie mir sagen, dass ich gesund bin.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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