Über die Masse
Ein leeres 225-Liter-Fass konnte ein Hafenarbeiter alleine gerade noch verladen. Somit wurde Barrique zum häufig gebrauchten Maß und zu einer charakteristischen Art der Weinlagerung. Auch Michael Martin und Werner Hauser wollten vor zwanzig Jahren Holzreifung. Es ist nicht überliefert, ob sie sich bei der gemeinsamen Verkostung auf dem Holzweg wähnten, aber noch heute erzählen sie, dass sich ihre Begeisterung beim ersten Versuch schwer in Grenzen hielt. Im Laufe des Abends wurden die Rotwein-Proben in ein Glas zusammengeleert. Einer hätte dann das Mischmasch verkostet und „Jetzt passt’s auf einmal“ ausgerufen.
So lautet zumindest der Gründungsmythos von „friends“, der gemeinsamen Cuvée. Der 2016er erinnert an Schoko-Erdbeeren vom Kirchtag, Kokosbusserln und Marmelade. Er besteht zur Hälfte aus Pinot Noir (im gebrauchten Holzfass), ein Viertel ist Zweigelt, der ebenso wie der Cabernet Sauvignon aus dem neuen Holzfass kam. Michael Martin ist nicht nur friends mit seinem Cuvéetier-Kollega, sondern auch mit Hermann Rauschebart&Blutorgie Nitsch. Er übernahm 2006 dessen Weingärten und bringt jährlich den Nitsch-Wein heraus. Auch dabei spielt das Gebinde eine gewichtige Rolle: Das Nitsch’sche Mengenmaß ist die Zweiliterflasche; gemeinhin als Doppler bekannt. Scherzhaft wird sie auch „Austro Magnum“ genannt, ganz wie die Bar in meinem liebsten Salzburger Hotel, dem Seehof. Starke Sache.
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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