Das Frühstücksbuffet als Spiegel deiner Seele
Birchermüsli oder Rollmops in pikanter Sauce? Eingelegte Zwiebel oder Selleriesaft? Frühstücksbuffets im Hotel erinnern oft an die Kuriositätenshows früherer Jahrhunderte. Neben dem Auftrag, für jeden Geschmack etwas zu bieten, und der Bereitstellung eines gewissen Standardwerks wollen die meisten dieser Speiseansammlungen dem Gast etwas Neues bieten, ihn überraschen – oder Wünsche erfüllen, von denen er bislang nicht gewusst hat, dass sie ihm innewohnen. Wie jeder normierte Frühstücker habe ich meine Routine im Abschreiten solcher Frühstücksbuffets (nennen wir sie der Einfachheit halber FBs): Da in jüngerer FB-Vergangenheit der Kaffee als letztes Überbleibsel persönlichen Kontakts auch noch zum Selbstholerprodukt mutiert ist, schaue ich zuerst, ob ein Kaffeeautomat (KA) frei ist. Wenn ja, stelle ich eine Tasse hin und drücke die Taste, dann gehe ich weg. Beim FB, Symbol höchster Effizienz, macht man Dinge gleichzeitig.
Ist kein KA frei, bestreite ich den weiteren Streifzug durch das FB einäugig, Blick immer auch auf dem KA. Erste Entscheidung immer, ob Eier(speise) oder nicht, zweite ob mit Speck oder Würstchen – die übrigens abseits des FBs und außerhalb der Britischen Inseln noch nie jemand zum Frühstück hatte. Ich verzichte zugunsten eines aktiven Vormittags ohne Verdauungsschmerzen meist auf die Ei-Speisen und wende mich dem Wurst-Käse-Teil (WKT) zu. Der WKT ist neben dem KA bei jedem FB der kleinste gemeinsame Nenner, auf Salami, Schinken und Gouda können sich fast alle verständigen, jüngst steht für Veganer auch immer ein Frühlingsaufstrich auf Sojabasis daneben. Der WKT interessiert mich nicht, ich will immer zu jener wilden Mischung an Speisen, die eine Illusion von Exotik und Gourmethaftem abgeben sollen. In dieser IEG nehme ich meistens eine Scheibe Räucherlachs, zwei getrocknete Paradeiser und vier Karotten- oder Paprikastreifen. Und an Tagen des Überschwangs einen Rollmops in pikanter Sauce.
Schlussendlich gilt es nur mehr, an der BS dem PK zu widerstehen. Denn dieser Plunderkram an der Brotstation will zwar mit seinen Nougat- und Vanilleinnereien ein bisserl Paris sein, schafft es aber eh nie. Der Kaffee ist jetzt fertig. Aber kalt.
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