Daheim ist, wo dein Gartenzaun steht

Warum man sich über Campingurlauber nicht nur lustig machen sollte.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Man muss einmal die Lanze für den Homo camper brechen. Wie oft wurde und wird der Campingurlauber ironisch beäugt, Kabarettprogramme und persiflierende Filme arbeiten sich mehr oder weniger originell an der Aufdieschaufelnahme der in Zelten, Wohnwägen und Campermobilen Reisenden ab.

Als ich diese Woche mehrfach über den Camping Valle Santa Maria auf der toskanischen Insel Elba schlenderte, beobachtete ich den Homo camper genauer. Und ich fand viel Glückseligkeit und Zufriedenheit in den Gesichtern, deren Gerbungsgrade auf die schon verbrachte Aufenthaltsdauer rückschließen lassen. Natürlich, der Homo camper ist nicht rasend interessiert daran, sich an ein neues Quartier zu gewöhnen, deshalb bringt er seines ja mit. Und da soll dann der Blumentopf eben auch genauso neben der Eingangstüre stehen wie daheim. Und da soll ein kleiner Zaun um das bisschen Eigen-Italien sein. Ja, ich sah einen kniehohen Mobilzaun im Stile eines Baustellennetzes um den Rasenteppich unter dem ausfahrbaren Vordach, in diesem Idyll saßen zwei Menschen, die ein Grillhuhn teilten (am Camping Valle Santa Maria gibt es an manchen Tagen einen Hendlbrater, da bestellen viele was vor, die Abholschlange gegen 18 Uhr erinnert an Schlussverkauf). Zum vertrauten Grillhuhn tranken die beiden ein aus der Heimat mitgebrachtes Bier und spielten ein Brettspiel, das sie sonst wahrscheinlich zu Hause spielen.

Kabarett und Persiflagenfilm würden sich darüber lustig machen, wozu man wegfährt, wenn man dann doch wieder nur daheim ist. Aber, aber, aber: Der Camping Valle Santa Maria nennt einen üppigen Strand sein Eigen, von dem aus es gemütlich ins Meer geht (und von dem aus man auf die Insel Montecristo blickt, irgendwie eine quasiliterarische Ausrede, um das mitgebrachte Strandbuch nicht aufschlagen zu müssen). Und so ein wenig in den Wellen wälzen, das haben die beiden dort, wo ihr Bier herkommt, wahrscheinlich nicht.

Ein wenig steckt in dem Belächeln des Homo camper schon auch der Snobismus jüngerer Generationen, vor allem meiner. Wir leisten uns heute oft das schicke Strandappartement mit Infinitypool. Aber erstens sieht Montecristo von dort auch nicht anders aus. Und zweitens ist ein Grillhendl halt einfach was Gutes.

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