Zeig mir deine Lobby und ich sage dir ... alles

Warum die Hotellobby alles über das dazugehörige Hotel verrät - und man besser zwei Mal hinschauen sollte.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Auch wenn der Trend zum Appartement mit Selbstversorgung (was wurde eigentlich aus der Ferienwohnung, aber das ist eine andere Geschichte ...?) unaufhaltsam ist, verbringen diese Tage viele in einem Hotel. Das betritt man anfangs durch eine Hotellobby, später führt der Weg in das Hotel heutzutage oft durch einen Skischuhraum und Skistall. Stall wird verwendet, weil man sich im Skiurlaub ja überwiegend im ländlichen Gebiet bewegt, und zu den Gerüchen in diesen Räumen und Ställen könnte man einiges sagen, aber auch das ist eine andere Geschichte.

Bleiben wir lieber bei der Hotellobby. Die ist ein Unikum, es existiert nichts Vergleichbares. Die Ähnlichkeit mit einem ordinären Vorzimmer wäre zu weit hergeholt, wobei natürlich thematisch passend. Zunächst holt man sich dort den ersten Eindruck ab – bekanntlich wichtig. Wenn die Lobby ein bisserl ranzig ist, muss schon viel Gutes nachkommen, damit man am Schluss nicht sagt „Ja, aber die Lobby, weißt eh ...“. Besonders schlimm sind leere Ecken in Lobbys, denen man ansieht, dass nur das Reinigungspersonal sie je frequentiert. Man denkt sich vordergründig nix, aber das Unterbewusstsein merkt an, dass hier a) wenig Kreativität für sinnvolle Nutzung existiert, man das tote Eck aber b) mitzahlt. Und „mitzahlen“ ist dem Skiurlauber das größtmögliche Grauen.

Großen Einfluss auf die Gelungenheit der Ankunft hat davor auch schon die Türe. Mitnichten ist es egal, ob das nun eine schwere Holztüre (Typus: wuchtiger Griff, wellig-schwummrige Gelbglasfenster mit dünnen Metallstäben dazwischen), eine Dreh- oder eine automatische Schiebetüre ist. Es macht einen Unterschied, wo man sich durchzwängt und wehtut, bei Schiebetüren kommt außerdem viel kalte Luft rein, und das Heizen zahlt man ja mit.

Alles entscheidet sich aber an den Sitzgelegenheiten. Dabei ist gar nicht entscheidend, ob die Sessel und Couches gemütlich sind. Der träge Teil der Familie setzt sich sowieso hin, während der oder die Organisationsverantwortliche eincheckt. Aber: Setzt man sich im Laufe der Woche noch einmal dahin? Wenn ja, dann ist das eine gute Lobby. Daher mein Tipp: Schauen Sie bei Betreten der Lobby, ob hier wer herumlungert. Wenn alle Plätze verwaist sind, drehen Sie sofort wieder um und fahren Sie nach Hause. Das wird nix, fürchte ich.

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