Der abwesende Winter als Glücksfall

Axel Halbhuber über Schneesicherheit, Liftkartenpreise und Winterwandern.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Nun hat sich ja die für den Winter ersehnte Weißheit über das Land gelegt und natürlich wünsche ich mir und uns, dass dieser Winter wieder einmal einer wie früher wird – dass wir uns der Schneemassen nicht erwehren können werden. Aber selbst eingefleischte Leugner müssen längst anerkennen, dass es einen Klimawandel gibt, der dem lang ersehnten Skiurlaub ein bisschen die Freude wegschmilzt. Und weil gleichzeitig mit dem So-wenig-Schnee-Jammern auch das Skikarten-Preise-Stöhnen einsetzt, haben die Menschen ihre Winterreisen ein wenig adaptiert: Wo früher alles rund um eine Siebentagesliftkarte geplant wurde, wird mittlerweile diversifiziert: So werden die X-aus-Y-Tage-Skipässe immer beliebter, erzählen Liftbetreiber, etwa „drei aus fünf“ oder „fünf aus sieben“. Die Menschen wollen einfach auch einen Tag zum Rasten haben, außerdem muss man ja irgendwann das Wellnessangebot nutzen, das man bei der Hotelsuche (um viel Geld) mitausgewählt hat. Aus Skiurlaub wurde längst der Ski-plus-Urlaub.

Dass dafür nur die teurer werdenden Liftkarten verantwortlich sind, stimmt nicht – ganz abgesehen davon, dass die nicht so teuer sind, wie immer gesagt wird. Ja, das ist eine unpopuläre Meinung, aber: Von 9 bis 16 Uhr, also sieben Stunden lang, eine so aufwendige Sportanlage nutzen zu können, wie sie präparierte Pisten und moderne Lifte darstellen, kostet eben. Vergleichen Sie nur, was ein Tag Tennisplatz-Miete kostet (und der muss nicht einmal beschneit werden). Oder rechnen Sie die (oft eh ungenutzte) Fitnesscenterkarte auf ein Jahr hoch. Skifahren hat gegenüber anderen Sportarten einfach den Nachteil, dass die hohen Kosten auf einen Patzen daherkommen.

Zurück zur Schneesicherheit: Die wird besser, Beschneiungen werden effizienter, aber dennoch träumen sich alle Übervierzigjährigen in jene Winter zurück, wo man noch im Naturschnee wedeln konnte. Wenn heutzutage auch noch der Föhn über das Land zieht, werden tieferliegende Pisten grün (vor Neid auf höherliegende Pisten). Im Vorjahr habe ich deswegen einen skifreien Tag für eine winterliche Wanderung genutzt. Nein, nicht Skitour, sondern Wandern. Wie im Sommer, mit Bergschuhen, Wanderhose und Outdoorjacke – allerdings mit der Skiunterwäsche. Ich bin so das gesamte (übrigens wunderbare) Skigebiet „Lachtal“ umwandert – rechts vom Schönberg-Schlepplift die schottrige Forststraße hinauf; hinüber zur geschlossenen Klosterneuburger Hütte mit prächtig leerer Sonnenterrasse; den ganzen Kamm über Tanzstatt See und Hohen Zinken samt Gipfelkreuz entlang, inklusive grandioser Panorama-Blicke; und über wilde Schneehänge ins Großlachtal abgestiegen.

Ich war waschelnass. Aber glücklich.

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