Traurig aber VAR!

Traurig aber VAR!
Paul Pizzera über Tore über die man sich nicht gleich freuen kann.

Sie sitzen in ihrem Lieblingsrestaurant und ihr Stammkellner haucht ihnen soeben ihre unangefochtene Leibspeise an den Tisch. Dankbarkeit und Euphorie verschmelzen zu einer Cuvée aus Ekstase, als Sie die Gabel an den Mund führen ... das ist Glück ... das ist Leben ...„STOP!!!“ Über eine Lautsprecheranlage meldet sich der Souschef aus der Küche zu Wort: „Hannes, nimm den Teller wieder mit! In der Leberknedl-suppen von Tisch 24 hamma n Schnittlauch vergessen.“ Was? Wie? Ich darf das jetzt nicht essen? Nein! Selbst der On-Field-Review von Kellner Hannes, der die Bouillon am Nebentisch minutiös auf ihren Kräutergehalt hin untersucht, bringt kein Erbarmen. Leider, Sie können gern etwas anderes bestellen oder gehen. Danke, Servas!

Klingt skurril oder? Ist aber die VARheit. Der Video-Assistant-Referee ist varhaftig dazu da, klare Fehlentscheidungen zu revidieren, was de facto aber nur unzureichend passiert. Es kommt trotz der 1,5 Millionen zusätzlichen Jahreskosten, die das System varlangt zu einer ähnlich hohen Anzahl an falschen Beschlüssen und das aller aller Wichtigste: Es nimmt uns jegliche Freude am Spiel! Mein schwarz-weißes Herz vervarlost zunehmend, weil ich bei einem Tor von Sturm Graz nicht mehr kognitiv-naturbelassen losschreien kann, sondern mein Pawlowscher Pessimismus mir das Einspeicheln verbietet. „Wart, Sie checkens no“ ist mein Neoreflex, wenn meine Mannschaft ein Tor schießt. Das will ich nicht! Ich will mit fremden Menschen feiern, kreischen und jubeln und meinen Emotionen freien Lauf lassen. Denn das ist der Grund, warum wir Fußball so lieben! Heute haben wir in Österreich wiedermal ein Cupfinale mit den zwei größten Fankulturen des Landes, die Tradition, Progress und Leidenschaft von den Rängen auf den Platz übertragen können. Hoffen wir auf ein schönes Finale, das uns der VAR nicht varhaut!

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