Statuen

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Lueger und Kolumbus werden vom Sockel gestürzt, und jetzt fehlen auch noch Pauline Borghese zwei Zehen
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Nun lasen wir, dass sich ein Tourist aus Österreich in Italien auf eine wertvolle Statue gesetzt und zwei Gipszehen abgebrochen hat. Die Zehen gehörten Pauline Borghese, Lieblingsschwester Napoleons.

    Das Zerstören von Statuen ist gerade ein verbreiteter Sport. Wo immer moralisierende Besserwisser der Gegenwart Sünden der Vergangenheit ausmachen, wird gestürzt oder angemalt, vom Herrn Lueger (Antisemit) bis zum Herrn Leopold II. (belgischer Kolonialwüstling). Manche werden übersehen (Anschluss-Fan Karl Renner), dafür haben sie in Chikago vorauseilend den Herrn Columbus entfernt (was suchte der auch in Amerika?).

Frau Paulines Mann, ein General, schlug einst einen Sklavenaufstand in Haiti nieder. Sie selbst war ein, wie man damals sagte, liederliches Frauenzimmer. Die Zehen fielen aber nicht einem anti-napoleonischen Bildersturm zum Opfer, sondern dem Versuch, ein Selfie zu schießen. Das ist eine andere Art von Blödheit.

andreas.schwarz@kurier.at

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