Sommer und Effizienz

"Ohrwaschl": Früher war das Wetter so, wie's ist; heute ist es gar nicht, solange nicht darüber gesudert wird
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Es soll Menschen geben, die schauen in der Früh aus dem Fenster, ziehen sich was Luftiges oder was Festes an und freuen sich des Sommertags. Sollten Sie auf so jemanden stoßen – oder gar so jemand sein –, bitte melden: das Exemplar gehört unter Naturschutz gestellt.

Die meisten anderen verbinden Wetter mit einem Dauer-Klagen. Sonne so groß, Hitze so heiß, Klimaanlage so ungesund wie nie, alles immer fürchterbarer. Und wer’s nicht glaubt: der Klimawandel ist doch unbestritten, oder?

Ist er eh. Aber bis Mitte Juli war der Sommer für die meisten kein Sommer. Jetzt ist er ein richtig schöner, und es ist auch nicht recht. „Früher hat man das Wetter einfach hingenommen und sich gefreut, dass frei war“, sagt der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann. Dann sei „die Effizienz in das Leben der Leute gekommen“ – heißt: optimale Bedingungen, sonst wird gesudert. Wobei das Wettersudern wohl auch eine „Konstruktion der klickabhängigen Medien“ sei. So kluge, hitzeunverbrühte Sätze gehören bitte auch unter Naturschutz. So lange es Wetter und Natur überhaupt noch gibt.

andreas.schwarz@kurier.at

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