Skifahren gegen den Klimawandel
Der Arlberg hat 305 Pistenkilometer. Das finden viele Wintersportler genial, ich eher bedrohlich.
Mit Skifahren assoziiere ich seit frühester Kindheit Kälte und Schuhe, die sich anfühlen wie tonnenschwere Betonklötze. Verziert mit tausenden Schnallen, die nur Bodybuilder mühelos zudrücken können. Ich bekomme verlässlich bei Schnalle Nummer fünf den ersten Schweißausbruch. Später, wenn ich bei minus 20 Grad am Sessellift in den Permafrost gondle, wird das zu einer Verkühlung führen. Ich ahne, dass ich mich und meine tonnenschwere Ausrüstung so schnell nicht wieder auf die Piste schleppen werde.
Doch dann ereilt mich die Botschaft eines Wissenschaftlers. Skifahren in Österreich ist gut fürs Klima, behauptet er bei einer Pressekonferenz. Zumindest, wenn man alternativ nach Spanien geflogen wäre. Ein Auto, das sich in die Berge staut, ist nämlich niemals im Stande, so viele Emissionen in die Luft zu blasen wie ein Flugzeug, argumentiert der Experte. Übrigens im Auftrag der Seilbahnwirtschaft.
Mich hat er überzeugt, auch wenn ich nie zum Jetski-Fahren nach Spanien wollte (eine halbe Stunde Jetski-Fahren verursacht so viel Emissionen wie eine Woche Skifahren, doziert der Experte und argumentiert mit dem sauberen Strom-Mix in Österreich).
Also fahre ich mit Freunden in deren neuem Kombi (Benziner, kein E-Auto) in die Berge. Nicht auf den Arlberg. Um die 305 Pistenkilometer abzufahren, hätte ich ja mindestens bis Ostern bleiben müssen. Wir waren am Präbichl. Die 20 Pistenkilometer schaffe auch ich an einem Wochenende.
Muss zugeben, es hat Spaß gemacht. Auch weil die Industrie Skischuhe auf die Piste bringt, die auf die Neigungsgruppe Glühwein zugeschnitten sind. Ich bin begeistert.
Mein Kindheitstrauma mit den kalten Zehen hab ich trotzdem nicht überwunden. Schuld ist das Auto. Nach dem Skitag hat sein Neo-Besitzer eine Jacke in den Kofferraum geworfen und dessen Tür schwungvoll zugeworfen. Es folgte die Erkenntnis, dass sich das Auto automatisch versperrt. Tolle Technik, nur suboptimal, wenn der Schüssel in der Jacke im Kofferraum liegt.
Es dauert eine Stunde, bis der ÖAMTC am Berg ist, zeigt unsere Feldstudie. Währenddessen ist es am schattigen Parkplatz kalt. Speziell, wenn man mit Leinenturnschuhen auf einer Eisplatte steht.
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