Zahlenrätsel

Zahlenrätsel
14. Oder waren es 20? Pfuh. Wer einen Mann fragt, wie viele Frauen er schon gevögelt hat, wird nicht die ganze Wahrheit erfahren. Frauen zählen hingegen anders – aber warum?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Hand aufs Herz: Wie viele Sexpartner hatten Sie schon so im Laufe Ihres Lebens? Ich sehe es vor mir: Jetzt wird jeder für sich im Stillen nachzählen, vielleicht ein bisserl grinsen, weil die eine oder andere schöne, unliebsame, aber auch lustige Erinnerung hochkommt – und eine Zahl nennen.

Wie hoch diese Zahl ist, kann, aber muss nicht der Wahrheit entsprechen und ist vor allem abhängig davon, ob man als Frau oder als Mann zählt. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind nämlich riesengroß, irgendwas stimmt da nicht. Wohl deshalb haben sich nun Wissenschaftler der Universität Glasgow dieses Phänomens angenommen. Sie wollten  herausfinden, wie es zu der Differenz kommt. In einer Studie, die nun in „The Journal of Sex Research“ veröffentlicht wurde, haben sie dann auch eine Erklärung dafür: Offenbar schummeln Männer gerne – übertreiben oft exzessiv. Als Basis für diese – jetzt auch nicht so bahnbrechende – Erkenntnis dient eine große britische Umfrage zum Sexualverhalten der Briten, für die etwas mehr als 15.000 Menschen interviewt wurden. Männer gaben im Schnitt an, mit 14 Frauen geschlafen zu haben, Frauen wollten sich durchschnittlich nur an sieben Sexualpartner erinnern. Abgesehen davon, dass ich das auch ohne so eine Studie sagen hätte können, darf man sich natürlich schon fragen, was da genau los ist.  Zunächst ist es so, dass Männer  die Zahl ihrer Sexpartner nur  schätzen, während Frauen viel akribischer sind: Die zählen recht genau und können sich mitunter sogar an Petitessen erinnern – etwa, wie die Farbe seines Slips ausgesehen hat oder wie seine Haarsträhne ungefähr lag, als er kam. Ich kannte Frauen, die dokumentieren ihre intimen Begegnungen sogar in eigenen, kleinen Büchern. Männer hingegen können sich oft nicht einmal mehr an die Haarfarbe oder den Namen der Dame erinnern. Vor allem aber gilt die Formel „Viel gevögelt, cooler Johnny“. Zu einer lässigen Männer-Vita gehört in den Augen vieler nach wie vor eine ordentliche Bums-Quote. Gut gemacht, Burli, sogar Mütter und Väter sind ein bisserl stolz, wenn der Bub … Außerdem der Konkurrenzdruck und so – möge das Sperma gut verteilt sein. Yolo!  – Aber bitte nicht für alle.

Der unfeine Unterschied

Wie weit entfernt die Gesellschaft auch in diesem Punkt von Gleichstellung ist, zeigt, dass ebenso begegnungslustige Frauen dann doch noch gerne als „Schlampen“ bezeichnet werden. Tut man nicht, pfui, wie sich die hergibt! Flittchen, leichtes Mädchen, Luder, Slut. Klar, männliche und weibliche Sexualität unterscheiden sich voneinander. Frauen lassen, im Gegensatz zu ihm, etwas in sich hinein. Körperflüssigkeit, Macht, Dominanz, Fleisch, mitunter den einen oder anderen Erreger, vor allem aber: Energie. Sich dessen bewusst zu sein, sich mitunter gut zu überlegen, ob’s eh passt und der Seele wohl tut, kann nicht schaden. Zumal Frauen häufig dazu neigen, mit jemandem zu schlafen, weil es sich, hm, irgendwie, gehört und nicht, weil sie so geil darauf sind. Doch sonst gilt, bitte: Gleiches Recht für alle. Man sollte also dringend aufhören, was erfinden zu müssen, damit es alle abnicken und es gesellschaftlich kompatibel wird. Das gilt übrigens für eh alles andere auch. Für sie. Für ihn. Für uns.

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