Schnorren to be wild

„Geizig“ und „sexy“ sind zwei Pole sind, die sich gegenseitig abstoßen: Paul Pizzera über die Unart kein Trinkgeld zu geben.

Es gibt unumstößliche Tatsachen, die einem in diesen unsteten Zeiten ein gewisses Maß an Sicherheit und Orientierung zu Teil werden lassen, wie das rettende Licht eines Leuchtturms bei rauer See.

Es sind apodiktische Fixpunkte, welche in ihrer Unwiderruflichkeit so heilend sind, dass man sie wie wohltuende Salben auf unseren geschundenen Antikörpern wahrnimmt: Die Erde dreht sich um die Sonne, dem österreichischen Finanzminister wird Korruption vorgeworfen und Geiz ist definitiv nicht geil: Der Herr vor mir in der Schlange beim Bäcker meines Vertrauens nimmt seine Bestellung entgegen und quittiert die freundlich geforderten „24,80 Euro“ mit einem mürrischen „24,90 Euro“ während er zwei zernudelte Zehn-Euro-Scheine und einen bis zur Unkenntlichkeit verfärbten Fünfer auf den Niesschutz wirft und grußlos mit seinem Wechselgeld von dannen zieht. „Do drüben steht a Telefonzellen. Nimm die zehn Cent, ruf mi an und sog danke; hob i mehr davon!“ Höre ich den Handwerksmeister leider nur in meinem geistigen Ohr poltern. Ja, ein bisschen Trinkgeld ist besser als gar kein Trinkgeld, aber in diesem konkreten Fall, ist kein Trinkgeld und ein freundliches Danke zumindest ebenbürtig, wenn nicht wünschenswerter.

Es sind desolate Zeiten, aber wer den sprichwörtlichen Igel einstecken hat, anstatt die Spendierhosen an, weiß hoffentlich auch, dass „geizig“ und „sexy“ zwei Pole sind, die sich gegenseitig abstoßen wie „christlich-sozialer Parteigänger“ und „rechtschaffener Politiker“. Gerade den Berufsgruppen, denen wir momentan die kleinen Freuden des Alltags verdanken, sollten wir doch mit einer pekuniären Aufmerksamkeit huldigen, anstatt am falschen Ende zu sparen.

Wer schnorrt, der spart, hauptsächlich an seiner Außenwirkung.

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