Salzburg hat es schon in Belgrad vergeigt

Es muss die Frage erlaubt sein, ob die Spieler richtig auf diese beiden Spiele vorbereitet wurden.
Paul Scharner

Paul Scharner

Langsam kommt mir das jährliche Scheitern von Salzburg in der Qualifikation zur Champions League vor wie eine chronische Krankheit. Und offenbar erfordert es mehr, als das Geschehene einfach nur aufzuarbeiten. Selbst alte Ausreden, dass man viele Leistungsträger verloren hat, treffen heuer nicht zu.

Im Endeffekt war es einfach eine mentale Sache. Ich hab’ witzig gefunden, dass man im Vorfeld gesagt hat, dass viele Spieler beim früheren Scheitern nicht dabei gewesen und deshalb mental nicht vorbelastet wären. Blödsinn. Diesen Druck baut man trotzdem im Unterbewusstsein auf. Das war im Hinspiel in Belgrad zu spüren. In dieser Schlafwagenpartie war den Salzburgern anzumerken, dass sie Angst vor dem erneuten Ausscheiden hatten. Wenn man spielerisch nominell klar besser ist als der Gegner, dann braucht man nicht so dahinspielen. Dort hat es Salzburg schon vergeigt.

Das Ausscheiden ist in erster Linie mental bedingt. Deshalb muss die Frage erlaubt sein, ob die Spieler richtig auf diese beiden Spiel vorbereitet wurden. Man hat komplett konträr zur Meisterschaft, wo man sich über Jahre eine Selbstverständlichkeit aufgebaut hat, einen mentalen Virus eingefangen, den man immer wieder gestärkt, statt beseitigt hat. Und jetzt gehört dieses Ausscheiden schon zur Salzburger DNA. Um diese Blockade aufzubrechen, muss man querdenken und weit weg gehen vom Fußball. Weil kicken können sie.

Das werden sie auch in der Europa League wieder beweisen. Favorit ist Salzburg in der Gruppe mit Celtic, Leipzig und Rosenborg aber nicht, das sind für mich aufgrund ihrer internationalen Erfahrung die Schotten. Gegen Leipzig muss es die Salzburger Motivation sein, zu zeigen, dass man eben nicht nur der kleine Bruder ist.

Schwarz-Weiß-Denken

Rapid ist in Bukarest gerade noch von der Schippe gesprungen. Ich würde mir wünschen, dass in Hütteldorf damit endlich einmal Ruhe einkehrt und dass man konstant wird. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Umfeld. Schon gegen Bratislava war man nach dem Hinspiel zu Tode betrübt und nach dem 4:0 im Rückspiel war für viele wieder alles bestens.

Auch die Zusatzeinnahmen von bis zu zehn Millionen Euro sollten vernünftig investiert werden. Ich habe gehört, dass das alles in die Jugend fließen wird. Na da bin ich gespannt.

Jedenfalls würde ich mir wünschen, dass in diesem Bereich bei Rapid etwas weitergeht und endlich auch das überfällige Trainingszentrum gebaut wird. Denn sich nur auf den großen Namen und darauf zu verlassen, dass eh alle Jungen zu Rapid wollen, ist ein bisserl wenig. Rapid muss jungen Spielern nicht nur eine Chance geben, sondern sie zunächst auch ordentlich auf diesen Sprung vorbereiten. Auch – und vor allem – im mentalen Bereich.

In der Europa League ist man jetzt jedenfalls Außenseiter. Die Gruppe mit Favorit Villarreal, Spartak Moskau und den wieder genesenen Glasgow Rangers mit Ikone Steven Gerrard auf der Trainerbank verspricht interessante Abende.

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