Royaler Medienhype

Zur Krönung von König Charles III. trifft der gesamte Hochadel in London ein.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Die Adeligen im Blitzlichtgewitter der Paparazzi - auf der Jagd nach Herz, Schmerz und Skandalen. Ein gnadenloses Geschäft: anvisieren, abdrücken und für viel Geld das Foto zum Kauf anbieten. Es gibt eine starke Sehnsucht nach einer schönen, heilen und friedlichen Welt. Die Hauptdarsteller findet man vorwiegend in den Königshäusern dieser Welt.

Um die konstruierte Märchenwelt zu bebildern, geht die sogenannte "Yellow Press" nicht zimperlich vor. Immerhin bescheren Adelsgeschichten Millionen-Auflagen. Die Bezeichnung "Yellow Press" stammt aus den USA und wurde zum ersten Mal am Ende des vorigen Jahrhunderts verwendet.

Damals entstand eine neue Art von Magazin, die "Tittle Tattle", also Tratsch über Prominente, bot: allerlei Buntes aus dem öffentlichen Leben - und Comics. Die bekannteste Comicfigur wurde "Yellow Kid" aus der "Sunday World" des berühmten Verlegers Joseph Pulitzer. Diese Figur wurde zum Stellvertreter für eine ganze Pressegattung.

Was uns medientechnisch bei der Krönung von Charles am 6. Mai erwartet, können wir nur erahnen. Damals, am 2. Juni 1953, waren 2.000 Journalisten und 500 Fotografen aus 92 Nationen anwesend, als Charles’ Mutter, Elizabeth, zur Königin gekrönt wurde. Das britische Königshaus stand schon immer im Blickpunkt des Medieninteresses.

Die meistfotografierte Frau der Welt war Diana. sie wurde jahrelang verfolgt, Tag und Nacht - bis zu ihrem Tod. Die Fotografen haben längst einen Diana-Ersatz gefunden: Catherine, Princess of Wales. Die Jagd geht weiter – immer noch im Visier: Prinz Harry und seine Meghan haben auch so ihre Erfahrung mit der Presse gemacht.

Doch das Mediengeschäft mit den Adeligen ist keine Erfindung unserer Zeit. Denn bereits die Habsburger wussten, wie damit Geld zu lukrieren ist: geschäftstüchtig fotografierten sie einander und verkauften ihre Bildnisse in den feinen Geschäften am Wiener Kohlmarkt.

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