Raus aus der Wohlfühlzone

"Anstoß": Dominic Thiem erfreut die Tennisszene in Österreich. Sonst tut es keiner.
Harald Ottawa

Harald Ottawa

Es sind schon ein paar Frühsommer vergangen, als Österreichs Medien zuletzt so viele Vertreter nach Paris entsandt haben. Dominic Thiem bringt Österreichs Tennisszene wieder in Schwung. Die Situation ist mit jener des luxemburgischen Skiverbandes vergleichbar, als Marc Girardelli Siege und Medaillen für das kleine Land sammelte.

Traurigerweise ist dies nicht ironisch gemeint. Denn Thiem brilliert in einer One-Man-Show. Dahinter lassen zwar gelegentlich einige Junge mit Teilerfolgen aufhorchen, aber dass Thiem der einzige Vertreter im Hauptbewerb in Roland Garros war, sagt alles. Bei den Herren gibt es zumindest Lichtblicke, bei den Damen nur noch Schatten. Die Prophezeiungen der Experten, dass alles gut werde, fußt nicht auf begründbarem Boden: Österreich ist in der Junioren-Rangliste nicht in den Top 100 vertreten.

Unumgänglich ist die Konzentration auf die Südstadt. Dort, wo sich die Besten der Nation in einem gesunden Konkurrenzkampf hochpushen sollen; dort, wo sie ab 14 Jahren unter den besten Trainern des Landes geformt werden. Ohne Leistungsdruck geht nichts, die Talente müssen raus aus den Wohlfühlzonen der Länder.

Ja, Thiem ist anders. Er arbeitete hart am Traum, ein Großer zu werden. Verlassen wir uns nicht auf Ausnahmeerscheinungen.harald.ottawa

Kommentare