Prozente und Deppensteuer beim Kauf einer Designer-Bluse

Wenn ich mich mit dieser Bluse an ein Lagerfeuer setze, stehe ich in Flammen, bevor ich „Hilfe“ schreien kann.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Wer einen Abenteuerurlaub in Afrika machen möchte, hat jetzt ganz neue Möglichkeiten. In Tansania zum Beispiel.

Dort muss man nicht unbedingt eine Safari machen, um etwas zu erleben. Ein Spaziergang mit einem Plastiksackerl an der Hand baumelnd, kann durchaus ausreichen, um das nächstgelegene Zuchthaus von innen kennenzulernen. Übernachtung inklusive. Denn für die Nutzung von Plastiksackerln drohen ab sofort bis zu zwei Wochen Gefängnis, melden Agenturen.

Weltweit haben schon mehr als 80 Staaten das Gratis-Sackerl verboten. Sehr gut, schließlich schwimmt in den Weltmeeren schon mehr Plastik als Thunfisch. An der Kassa vom Modegeschäft zahle ich gern ein paar Cent „Umweltgebühr“. Also Deppensteuer, weil ich kein eigenes Sackerl mithabe. Fällt nicht ins Gewicht, bei einer Designerbluse. Habe sie im Ausverkauf gekauft, mit 30 Prozent Rabatt auf den ursprünglichen Mondpreis. Ich bin begeistert. Vorerst.

Der Ärger kommt Zuhause, beim Blick auf den Waschzettel. 100 Prozent Polyester. Man könnte auch sagen, reines Plastik. Die Verkäuferin hat von „Japan-Seide“ gefaselt. Ich bezweifle, dass das dasselbe ist. Fühle mich reingelegt. Verstehe langsam, warum die Bluse so teuer war. Vermutlich wegen der Umweltabgabe, die man auf Plastik-Blusen zahlt. Zurücktragen kann ich sie nicht. Aktionsware, Umtausch ausgeschlossen.

Der typische Österreicher besitzt 85 Kleidungsstücke, hat Greenpeace nachgezählt. Jedes achte verstaubt im Kasten. Ein Schicksal, das auch meiner neuen Bluse droht. Sie ist quasi untragbar. Wenn ich mich mit ihr an ein Lagerfeuer setze, stehe ich in Flammen, bevor ich „Hilfe“ schreien kann. 100 Prozent Polyester, brennt wie Zunder. Ungeeignet für jedes Kamingespräch und Candle-Light-Dinner.

Ich klage einem Freund mein Leid. Er sagt, ich soll meine Probleme in ein Sackerl reden. Dort enden wir alle einmal. Sein Onkel in den USA ist kürzlich gestorben. Die Asche hat das Krematorium der Witwe zum Verstreuen zugestellt. In einem Plastiksackerl.

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