Musk-haves & Twitter Sweet Symphonies

Musk-haves & Twitter Sweet Symphonies
Paul Pizzera über Elon Musks Kauf von Twitter und über Rede- und Pressefreiheit.

Für umgerechnet einundvierzig Milliarden Euro kaufte der Tesla- und SpaceX-Chef vergangene Woche den Nachrichtendienst Twitter, um dem, wie er sagt, digitalen Dorfplatz, auf dem die zentralen Themen der Zukunft des Menschen debattiert werden, mehr Rede- und Meinungsfreiheit zu schenken. Jo eh! Dass sich mit dieser Akquisition auch die eine oder andere zwitschernde Eule nach Austin tragen lässt, hat der Wahltexaner wahrscheinlich dennoch irgendwo auf seiner internen Festplatte gespeichert. Denn es gibt ganz viele Menschen mit ganz viel Geld, die ganz vieles nicht tweeten dürfen, weil ganz vieles davon auch ganz viel falsch ist. Und so bestimmt der, der bestimmt, wer am Dorfplatz über die Zukunft des Menschen debattieren darf, auch die Zukunft des Menschen.

Wie wichtig Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit tatsächlich sind, sofern selbige durch unmittelbar evidente Fakten gestützt werden, bewiesen und beweisen Corinna Milborn sowie Christian Wehrschütz mit unermüdlichem körperlichen und geistigen Einsatz nun schon über Jahre hinweg. Weshalb die beiden, auch völlig zu Recht, die Jurypreise der letztwöchigen Romy-Gala verliehen bekamen. Eine Veranstaltung, die mir einen Sachverhalt sehr klar dargelegt hat: Die einen flüchten sich in die Rolle, die anderen rollen sich in die Flucht. Die zwei fanden tolle Worte in ihren Dankesreden, welche erfahrungsgemäß aus Veranstaltersicht gerne kurz gehalten werden. Falls die Redezeit den Verantwortlichen zu lange dauert, fängt die Band behutsam zu spielen an, um dem Gewinner zu vermitteln: „Jetz’ passts dann sche langsam“! Im Falle von Milborn, die systemprüfende Worte fand, war dies auch rasch der Fall. Christian Wehrschütz, der kritiklos zu danken gewillt war, bekam alle Zeit der Welt. Eine bittersüße Sinfonie aus der neuen-alten Welt.

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