Fühl dich nie daheim!

Fühl dich  nie daheim!
Paul Pizzera über seine Rückkehr in die Steiermark.

Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund will ich heute mit Ihnen über Heimat schreiben. Vielleicht liegt es daran, dass ich seit über zwei Monaten wieder in meiner geliebten Steiermark war oder an der Tatsache, dass wenn man in Wien einen guten Kaffee trinken will, nun mal nach Graz fahren muss. Aber wahrscheinlich ist das triftigste Indiz dafür, dort meine geliebte Frau Mutter nach sehr langer Zeit endlich wieder in die Arme geschlossen zu haben, um ihr mitzuteilen, wie sehr sie mir gefehlt hat.

Als ich – frisch flixbusentjungfert – die Münzgrabenstraße in Graz hinauffuhr, die in Charme und Funktion der Wiener Triesterstraße in nichts nachsteht und ferner dem geflügelten Wort „häusliche Gewalt“ eine völlig neue Bedeutung anzudichten weiß, konnte ich nicht anders als mir mit dem Brustton der Überzeugung zuzuflüstern: Schen is do! Ob es der Hundesalon Gonzalez, die moldawische Grillstube für erlebnisorientierte Gastroskopie-Freerider oder just der Vorgarten eines Einfamilienhauses war, in dessen Rabattl ich mich zu Studentenzeiten, ob seiner ansprechenden Lage des Nächtens öfters zu erleichtern gedachte, es war auf jeden Fall ein Heimkommen.

Ich zahle gern 100 Euro in die Kalenderspruchkassa, wenn ich sage, dass Heimat nur ein Gefühl ist, aber, dass Heimat auch so schirch sein kann, ist schon schön, find ich. Das gemeinsame Abendessen mit echten Freunden, die mich mit chirurgischer Präzision dort weiterverarschen, wo sie vor vielen Wochen aufgehört hatten oder der an argumentativer Schlagkraft nicht abzuwehrenden Satz, des Stammwirten: „Du woast owa scho long nimma do; Vier Bier san no offen vom letztn Mol!“ Und meine folgerichtige Antwort eines treuen Stammkunden: „Dann schitt's weg!“ Das alles ist Heimat! Es ist Vertrautheit, Intimität und Harmonie, aber niemals nur Geografie.

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